Saharastaub und Bärlauch

Meine letze Analyse mit Trendeinschätzung muss ich ab der zweiten Wochenhälfte stark revidieren (Details in der synoptischen Analyse). Die letzten Modellrechnungen zeigen, dass die Dynamik am Atlantik zu mächtig ist, um eine nachhaltige Meridionalisierung  mit Perspektive auf einen „Märzwinter“ durch ein downstream-developement zu ermöglichen. Aber auch ein anhaltender frühlingshafter Wetterabschnitt ist nicht in Sicht.  

 

Zumindest die letzten Tage haben sich an die Prognose weitgehend gehalten.
So brachte der  Föhnsturm am vergangenen Sa die angekündigte Portion Saharastaub (Foto von meinem Grazer Skywarnkollegen Thomas, aufgenommen am Wr. Westbahnhof):

07.03.2017.saharastaub-2

 

Und die extrem milden Temperaturen von tlw. knapp über 20° C sorgten für einen Wachstumsschub des Bärlauchs (Foto aus dem Gebiet des Schöpfels/Wienerwald): 

05.03.2017.1-2

 

Unbeständig und wechselhaft mit einem Wechsel von Kalt-/Warmfronten, die Niederschläge an die Alpennordseite und in abgeschwächter Form in den Osten bringen, gestaltet sich das unentschlossene Übergangswetter in nächster Zeit (Beitragsbild mit Ensemblerechnung für den Gitterpunkt Oberes Triestingtal). Wetterberuhigung dazwischen ist nur von kurzer Dauer. Die Alpensüdseite ist bei dieser Wetterlage deutlich begünstigt. 

Heute Di  befinden sich die Ostalpen im Einfluss eingeflossener kühler maritimer Luftmassen. Diese gelangen morgen Mi unter schwachen Hochdruckeinfluss. Beständigen Wettercharakter dürfen wir aber nicht erwarten, denn Frontausläufer werden die Ostalpen weiterhin beeinflussen.
Der in meiner letzten Analyse angekündigte markante milde Föhnschub für Fr  wird in den aktuellen Modellrechnungen ebensowenig  simuliert  wie eine kalte Nordströmung ab dem Wochenende, die evtl. einen Abschnitt mit Märzwinter gebracht hätte.

Mit einer spürbaren  Abkühlung zu Wochenbeginn muss aber gerechnet werden. Dafür steigen dann auch die Chancen auf Sonne.

 

Synoptische Analyse:

Heute Di liegen die Ostalpen  zwischen dem Azorenhoch und einem Hoch über NW-Russland mit Keil bis Nordskandinavien unter Trogeinfluss in einer kühlen NW-Strömung. Die Trogspitze tropft ins Mittelmeer ab:

07.03.2017.gfs-0-12

 

Die weitere Entwicklung weicht stark von meiner letzten Analyse ab. Das hohe Geopotential über Skandinavien wird von der Frontalzone rasch überlaufen, sodass die Brückenbildung zum Azorenhoch weiter südlich erfolgt und nur von kurzer Dauer ist.
Nach einer kurzen Besserung am Mi erreicht das nächste Frontensystem am Do die Ostalpen:

07.03.2017.gfs-0-60

 

An diesem unbeständigen und im Detail schwer vorhersagbaren Wettercharakter ändert sich auch Fr und Sa nichts. Mit der Grundströmung aus W bis NW werden weiterhin Störungen mit Niederschlägen an die Alpennordseite gesteuert.

Eine Änderung der GWL zeichnet sich dann ab So ab.
Das Azorenhoch wölbt sich nach Norden auf, wird aber bei Island von der Frontalzone rasch überlaufen. Der Keil wird dadurch in Richtung Südskandinavien abgedrängt, sodass der Kaltluftvorstoß an der Ostflanke weiter östlich, als noch vor Tagen berechnet, erfolgt:

07.03.2017.gfs-0-132

 

Zu Wochenbeginn kippt die Achse des Azorenhochs durch  Zyklogenese am NW-Atlantik und dem dadurch entstehenden Druck der Frontalzone Richtung Skandinavien und hat eine NO-SW Ausrichtung. Die atlantischen Fronten werden blockiert und nach Norden abgelenkt. An der SO-Flanke des Hochs wird die bis Osteuropa vorgedrungene polare Kaltluft durch die „Hintertür“ bis zu den Ostalpen gelenkt. Gleichzeitig steigt der LD, sodass zwar Wetterberuhigung zu erwarten ist, aber mit häufigem Morgenfrost zu rechnen ist:

07.06.2017.gfs-0-156

 

Die  eingeflossene Kaltluft wird uns in der kommenden Woche ein paar Tage beschäftigen und insgesamt für gedämpfte Temperaturen sorgen.  

Aktualisierung folgt.

3 Gedanken zu „Saharastaub und Bärlauch“

  1. Servus Franz,
    bin über die beeindruckenden Aufnahmen deiner Skitouren auf deine HP gestoßen. Der Schneeberg über den Wolken bei absoluter Ruhe muss ein wirkliches Highlight gewesen sein.
    Da mir deine Wetter-Expertise fehlt, und ich die Verhältnisse von Wien aus nicht so gut einschätzen kann, hab‘ ich gehofft, ob ich dich das eine oder andere Mal nach deiner Einschätzung der Verhältnisse fragen darf.
    Inzwischen steht der aufgeschobene Skiurlaub vor der Tür , ab So, und ob des ‚umfallenden‘ Azorenhochs hätte ich vermutet, dass die Verhältnisse nächste Woche in der Weststeiermark gar nicht so schlecht sein dürften (kälter und ein wenig Schneefall). Würdest du das bestätigen, oder würdest du ein westlicheres Ziel ansteuern?
    Dank im Voraus und Gruß
    Bernhard

    1. Servus Bernhard,
      selbstverständlich kannst du wegen der Verhältnisse anfragen. Sofern ich mir ein Bild machen konnte, gebe ich gerne Auskunft.
      Wetterverhältnisse in der westlichen Steiermark sollten kommende Woche passen. Kein stabiles Schönwetter, aber doch brauchbar mit schneetauglichen Temperaturen.
      Morgen Do und übermorgen Fr gibt es etwa in den Schladminger Tauern oberhalb 1200m-1500m bis zu 1/2m Neuschnee. Danach langsame Wetterbesserung, die über die Wochenmitte anhalten sollte. Seriöse Einschätzungen darüberhinaus lassen sich bei der herrschenden Wetterlage nicht machen.
      Viele Grüße,
      Franz

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