Auch die letzten Jännertage verlaufen viel zu mild

Der Klimaspiegel der ZAMG für St. Pölten zeigt den markanten Temperaturüberschuss im Jänner 2018. Eingezeichnet in die Gafik habe ich den voraussichtlichen weiteren Trend bis Ende des Monats. Der Jänner 2018 wird  demnach zu den wärmsten der Messgeschichte zählen und gleichzeitig aufgrund der hohen Niederschlagsmengen als einer der schneereichsten Berglandwinter der letzten Jahrzehnte bilanzieren:

 

26.01.2018.klispi-st.p

 

Die Ensembles der letzten 4 GFS-Modellrechnungen für den Gitterpunkt „Oberes Triestingtal“ mit den Temperaturen in ca. 1500m, 5500m und den NS-Signalen zeigen mit leichten Schwankungen den milden Temperaturverlauf und niederschlagsarmes Wetter bis Ende des Monats. Erst nach dem Monatswechsel deutet sich in der gemittelten Rechnung ein Trend zu einer Abkühlung auf jahreszeitlich durchschnittliches Niveau an. Die Bandbreite und damit die Unsicherheiten sind aber aufgrund der Streuung (Rauchfahnen) noch hoch:

26.01.2018.2018.ens

 

Synoptische Analyse mit Prognose:

Die milde SW-Strömung, mit der in den letzten Tagen milde subtropische Luftmassen aus dem Bereich der Azoren bis zu den Alpen gelangten, schwächt sich heute Fr an der Vorderseite eines zur Iberischen Halbinsel amplifizierenden Troges ab. Mit leicht zyklonaler Prägung werden hohe Wolkenfelder über die Alpen gesteuert. An der Alpensüdseite gibt es Staubewölkung aber nur geringe NS-Neigung; im N und O halten sich in der feuchten Grunschicht beständige Nebelfelder; in Föhntälern der Alpennordseite wird es ausgesprochen mild:

26.01.2018.gfs-0-12

 

Bis morgen Sa tropft die Trogspitze als Kaltlufttropfen (KLT) in Richtung NW-Afrika ab, der nördliche Teil des Troges verlagert sich zum Baltikum. Über ME kann sich eine Hochdruckbrücke zwischen dem Azorenhoch einerseits und dem hohen LD über Russland bzw. dem zentralen Mittelmeer ausbilden. Bei flacher Druckverteilung bleibt es in der feuchten Grundschicht häufig nebelig. Milde und sonnige Verhältnisse sind dagegen auf den Bergen zu erwarten: 

26.01.2018.gfs-0-36

 

Am So verlagert sich das zonal ausgerichtete Azorenhoch mit seinem Kern zur Biskaya und reicht bis zum Alpenraum. An seiner NO-Flanke beeinflusset ein Störungsausläufer eines Tiefs über der Ostsee vor allem die östliche Alpennordseite. Auflebender Wind sorgt für Durchmischung der Luftmasse und Nebelauflösung. Im äußersten W und an der Alpensüdseite herrscht freundliches und mildes Hochdruckwetter:

26.01.2018.gfs-0-60

 

Auch der Wochenbeginn steht im Zeichen einer nördlichen WNW-Lage , mit der entlang der Frontalzone Störungen über das nördliche ME gesteuert werden, während im Alpenraum der leicht antizyklonale und milde Wettercharakter überwiegt:

26.01.2018.gfs-0-84

 

Am letzten Tag des Monats, am kommenden Mi, könnte sich eine Wetterumstellung ankündigen. Noch sind die Unsicherheiten zu hoch, aber ein für die Jahreszeit normaler winterlicher Wetterabschnitt rückt in den Bereich der Möglichkeit. 
Für die weitere Entwicklung zu Februarbeginn sehe ich zwei mögliche Varianten. Ich habe sie in der nachfolgenden Geopotentialkarte durch die schwarzen bzw. weißen Pfeile gekennzeichnet. 
Die aktuelle Modellrechnung des amerikanischen GFS (ähnlich das europäische EZ) simuliert  für Mitte kommender Woche eine Aufwölbung des Azorenhoch bis Island. Gestützt wird dieser Prozess durch WLA (Warmluftadvektion) an der Vorderseite eines Sturmtiefs über Südgrönland. An der O-Flanke des Azorernrückens wird subpolare Meeresluft nach S in Gang gesetzt.

 

Variante 1 (schwarze Pfeile): das aufgewölbte Azorenhoch kann den Atlantik blockieren, eine Meridionalisierung der Zirkulation bewirken  und mit einem Downstreamdevelopement an seiner Ostflanke einen winterlichen Wetterabschnitt in ME einleiten.

 

Variante 2 (weiße Pfeile): die Erhaltungsneigung des Zirkulationsmusters der letzten Wochen setzt sich durch. Die aus dem Kältereservoir über NO-Kanada auf den Atlantik strömenden Kaltluftmassen regen weiterhin die Tiefdruckentwicklung so stark an, dass die Westdrift den Azorenhochrücken wieder nach O wegkippt. Das Ergebnis für den Alpenraum wäre eine Fortsetzung des zonal geprägten Westwindwetters,  mit dem weiterhin recht milde Luftmassen aus SW mit kurzen kühleren Einschüben aus NW nach ME gelangen:

 

26.01.2018.gfs-0-132

 

Mein Tipp: wie bereits in meinem letzten Analysebeitrag geschrieben: der Atlantik bleibt am Ball (= Variante 2). 

Aktualisierung folgt demnächst!

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