Winterrückblick 2019/2020 und Verifikation meiner Winterprognose

Der Winter 2019/2020 bilanziert in der Ewigenliste der ZAMG seit 1767 als zweitwärmster Winter nach 2006/2007.

 

Die nachfolgende Grafik dokumentiert eindrucksvoll den Trend zu immer wärmeren Wintern in Zeiten des anthropogen verursachten Klimawandels:

 

Die flächenweite Abweichungen vom Klimamittel 1981-2010 für Temperatur und Niederschlag ist in den beiden folgenden Karten dargestellt:

 

 

Bildquellen und ausführliche Winterbilanz mit Daten von ganz Österreich ist auf der HP der ZAMG  nachzulesen.

Aus der Karte mit der NS-Abweichung lässt sich unschwer ableiten, dass Westwetterlagen den Winter 2019/2020 dominierten. In den Staugebieten nördlich der Alpen (Arlberg bis Mariazellerland) entsprachen die Niederschläge annähernd den klimatologischen Mittel, während im Lee der Alpen, von Osttirol über Kärnten, die SO-Steiermark bis zum Wienerwald z.T. große Trockenheit herrschte. Wegen der außergewöhnlich hohen Temperaturen lag die Schneefallgrenze oft oberhalb 1500m.

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Ungewöhnlich mild und extrem schneearm, das sind auch die Hauptmerkmale des Winters 2019/2020 im oberen Triestingtal.

Chart mit NS-, max. und min. Temperaturverlauf meiner Wetterstation in Thenneberg: 

 

Die Tiefsttemperatur wurde am 12.12.2019 mit -10 °C gemessen. Eistage lassen sich an einer Hand abzählen. Der Niederschlag fiel vor allem als Regen. Schneedecke im Tal gab es kaum und wenn, nur für kurze Zeit mit Schneehöhen im 1-2cm Bereich. Die Schneeschaufel blieb in diesem Winter erstmals unbenutzt!

Die Natur war im Vergleich zu einem durchschnittlichem Jahresgang um gut zwei Wochen der Zeit voraus (Beitragsbild).

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In meiner Winterprognose bin ich zwar von einem zu milden Winter ausgegangen, mit einem Mildwinter dieser Kategorie habe ich aber nicht gerechnet.

Resümierend sind die von mir erwarteten Impulse des stratosphärischen PW`s (Polarwirbel) in der zweiten Winterhälfte ausgeblieben. Die stabile Struktur des PW in allen Etagen der Atmosphäre erwies sich als „Winterverhinderer“. Meridionale Wetterlagen mit dem einen oder anderen winterlichen Wetterabschnitt bis in tiefe Lagen, wie es auch in Mildwintern die Regel ist, hatten im vergangenem Winter keine Chance. Das zonale Zirkulationsmuster, das bereits den Dezember prägte, wies eine persistente Erhaltungsneigung auf und blieb den ganzen Winter über bestehen. Die AO (arktische Zirkulation), die  ein Merkmal des PW in der Troposphäre ist und auch mit dem Zustand des staratosphärischen PW korreliert, erreichte zeitweise Rekordwerte. Die Folge für den Alpenraum waren sehr milde und teils stürmische Westwetterlagen (GWL Wz), die dank fehlenden blockierenden Kontinentalhoch bis weit auf den Kontinent reichten. Lediglich im Jänner positionierte sich die Frontalzone weiter im N, sodass sich im Alpenraum häufiger das Subtropenhoch durchsetzen konnte. Dabei konnten sich zwar aufgrund des niedrigen Sonnenstandes Inversionslagen mit bescheidenem Frost in den Alpentälern ausbilden. Extrem hohen Temperaturen wurden dabei aber auf den Bergen verzeichnet.

8 Gedanken zu „Winterrückblick 2019/2020 und Verifikation meiner Winterprognose“

  1. Hallo Franz&Reinhard,

    vielleicht kann mir jemand von Euch weiterhelfen (möchte nicht polemisieren, diese Fragen hat mir keiner bisher schlüssig im Kontext erklären können).

    1.) „Über die letzten 500 Millionen Jahre liegen über diese Schwankungen etwas bessere Informationen vor. In den ersten 100 Millionen Jahren dieses Zeitraums lag der CO2-Gehalt zwischen 4000 und 6000 ppm (heute 385 ppm)[15]. Dann folgte eine Phase mit ähnlich niedrigen CO2-Werten wie heute und einer Eisbedeckung fast bis zum 30. Breitengrad. Zwischen 100 und 250 Millionen Jahren vh. lag der CO2-Gehalt wieder deutlich über 1000 ppm. Es war die Zeit der Dinosaurier mit um 8 Grad wärmeren Temperaturen als heute.“
    = wir waren damals ohne Mensch unterwegs und hatten eine um bis das 15-fache höhere CO2-Konzentration wie jetzt

    2.) Warum hatten zur Zeit der römischen Besatzung in Noricum (Donauauen/Vindobona) die Legionäre die Malaria als Problem zu befürchten? War es damals auch wärmer?

    3.) Wieso hatte Grönland vor ewigen Zeiten Wälder und wurde „grünes Land“ von Menschen/Siedlern/Entdeckern be/genannt.

    4.) Wer gerne auf Berge steigt wird bemerkt haben, dass die Baumgrenze schon vermutlich mal höher lag. Warum trifft man immer wieder Holzreste von Bäumen an, die weit über der uns bekannten Wuchsgrenze liegen?

    5.) Wie oder warum bewertet man die Vulkanaktivitäten nicht? Soweit mir bekannt ist verursachen diese mehr CO2 wie die gesamte Menschheit.

    6.) Sonnenaktivitäten lässt man auch gerne außen vor, spielt die Zufuhr von Wärme keine Rolle? Schon einmal mit einem Gemüsebauern gesprochen der Gewächshäuser betreibt?

    Quellenbezüge zu o.e. Punkten dazu kann ich gerne nachreichen.

    Ich würde mir auch gerne (für meine Kinder und als Skifahrer) wieder Winter wie in den 1980iger wünschen.
    Möchte aber nicht den Verstand abschalten – daher meine Fragen.

    lg,
    Michael

    1. Hallo Michael,

      Du gehst auf zwei verschiedene Dinge ein:

      – Klima in der Vergangenheit: Ja, das Klima hat sich in der langen Erdzeitgeschichte schon oft geändert. Man hat z.B. schon Baumfossilien in der Antarktis gefunden. Hauptverantwortlich dafür waren nicht nur CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre sondern auch die sogenannten „Milankovitch Cycles“ der Erdumlaufbahn. Hier ist eine sehr gute Darstellung dazu von der Nasa zu finden. Da geht es um Veränderungen in sehr langen Zeiträumen die auch das Klima verändert haben https://twitter.com/SeanSublette/status/1233402800379437059

      – Alternative Erklärungen des aktuellen Klimawandels, wie z.B. die „Milankovitch Cycles“, aber auch Vulkane und Sonnenaktivität: die wurden seit Jahrzehnten genauestens beobachtet. Sie haben entweder keine oder eine minimale Wirkung, das kann man recht genau berechnen. Die Faktenlage ist also mehr als eindeutig.

      Ich kann Dir dieses Video empfehlen. Es zeigt einen Vortrag eines renommierten Klimawissenschafters. Ab Minute 35 wird es sehr interessant. Da sieht man , dass das Weltklima seit 2000 Jahren am abkühlen war, bis wir mit den CO2-Emissionen begonnen haben… https://www.youtube.com/watch?v=esF6bl2H5x0

    2. Servus Michael,

      in Reinhards Antwort ist ja das wesentliche zur Klimavariabilität über große Zeiträume in Abhängigkeit von der Erdumlaufbahn und der noch nie dagewesene Rasanz der klimatischen Veränderung im Anthropozän ( https://de.wikipedia.org/wiki/Anthropoz%C3%A4n ) gesagt.
      Wenn du mehr Hintergrundinfo zu den Milankovic-Zyklen lesen möchtest, kann ich diesen Wikipedia-Eintrag empfehlen:

      https://de.wikipedia.org/wiki/Milankovi%C4%87-Zyklen

      Das Youtube-Video vermittelt einen guten und verständlichen Einblick in die Zukunftsszenarien. Die Aussagen sind großteils deckungsgleich mit mit den wissenschaftlichen Arbeiten der Klimaforscher Schellnhuber/Ramdorf des PIK (Potsdam Institut für Klimaforschung). Details können dort nachgelesen werden. Ich fürchte, das zukünftige Erkenntnisse über die Tippingpoints noch für Anpassungen „nach oben“ sorgen werden (subjektive Meinung).

      LG, Franz

      1. Hallo Franz,

        ich denke auch, dass die Situation bereits ernster ist als IPCC-Berichte vermuten lassen. Immerhin werden dort wissenschaftliche Aussagen im Sinne eines breiten Konsenses auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht. Somit ist davon auszugehen, dass es sehr sehr knapp wird, ob eine sich selbst verstärkende Klimakatastrophe mit langfristig 6-7 Grad Erwärmung, die irgendwo oberhalb von 2 Grad Erwärmung eintreten wird, noch verhindert werden kann. Die 2019 entstandene gesellschaftliche Dynamik gibt allerdings neuen Mut, insofern geb ich die Lösung des Problems mittels Kohlenstoff-Neutralität noch nicht auf. Wenn die nächsten 10 Jahre nicht deutliche Emissionsreduktionen bringen, dann bleibt tatsächlich nur noch Geoengineering, mit sehr ungewissem Ausgang.

  2. Hallo Franz, natürlich kann es durch den mäandrierenden Jetstream immer wieder mal Schnee bis in tiefe Lagen geben (siehe Winter 18/19), aber die Tendenz ist schon sehr rasch fortschreitend. Wir sind eben bereits im sehr steilen Bereich der Emissions-Exponentialkurve, zumindest wenn man einen langen Zeitraum betrachtet. Siehst Du schon irgendwo den Frühsommer im Frühling kommen?

    1. Servus Reinhard,
      die Tendenz liefert ein düsteres Bild. Die Kurve wird auch wenn global drastische Maßnahmen, was politisch nicht durchsetzbar ist, weiter steigen. Irreversible Rückkopplungsprozesse sind bereits in Gang gesetzt und werden den Anteil der Treibhausgase in der Atmosphäre und den globalen Temperaturanstieg weiter „treiben“.
      Das 2 Grad-Ziel ist meines Erachtens nicht zu erreichen, auch wenn der Weltklimarat (IPCC) dies mit den entsprechenden Maßnahmen noch als realistisch sieht. Klimawissenschaftler kommen Jahr für Jahr auf neue ernüchternde Erkenntnisse, die die Prognosen verschlimmern. Meine Befürchtung ist, dass in 20 bis 30 Jahren das Heil im Geoengineering mit unabsehbaren Folgen gesucht wird.

      Frühsommer sehe ich noch keinen, der kommt noch früh genug.

      LG, Franz

  3. Servus Reinhard,
    mittlerweile hat der CO2 Anteil der Athmosphäre die 410ppm-Grenze überschritten und er wird weiter steigen. Wissenschaftlich unbestritten ist er vom Menschen durch die Verbrennung fossiler Energie herbeigeführt und und der Treiber der globalen Erwärmung.
    Dass die Winter im Mittel im Alpenraum wärmer werden, wird auch von den Klimamodellen vorhergesagt. Die Schlussfolgerung, dass es damit in den tiefen Lagen keine Schneedecke mehr geben wird, ist meines Erachtens aber nicht „zulässig“; auch für extreme Mildwinter wie heuer. Im Mittel wird sich wegen des Temperaturanstiegs die Schneedecke um einige 100Hm in die Berge zurückziehen. Aber es wird weiterhin Wetterlagen geben, auch wenn sie seltener und kürzer werden, die bis in Flachland einen winterlichen Wetterabschnitt verursachen.
    Den Grund sehe ich in der ungleichen Verteilung der globalen Erwärmung. Die AA (arctic amplification) oder arktische Verstärkung bewirkt, dass sich der arktische Raum viel rascher erwärmt. Damit verknüpft erfolgt eine Abschwächung des Jetstreams und eine Reduktion des Temperaturgradienten zu den mittleren Breiten. Meridionale Wetterlagen, auch im Winter, werden häufiger. Je nachdem auf welcher Seite die Alpen zu liegen kommen, gibt es Föhn oder eine kalte nördliche Anströmung. Soweit zur vereinfacht dargestellten Theorie, die auch von Wissenschaftlern vertreten wird.
    Natürlich passt dies nicht zum heurigen zonal geprägten Winterverlauf. Ein Ausreißer gilt aber noch nicht als Regel. Bedenklich wird es natürlich, wenn sich diese extremen Mildwinter häufen. Auch die Tatsache, dass diese starke positive Temperaturabweichung heuer ohne ElNino möglich war, gibt zu denken.
    LG, Franz

  4. Lieber Franz, das ärgste ist, dass die meisten Rekorde (ob Sommer oder Winter) nur noch sehr kurze Zeit halten. Wir haben gute Chancen, dass dieser zweitwärmste Winter der Messreihe noch zu den kühleren der 2020er-Jahre gehören wird. Wenn man sich diese Grafiken in Ergänzung dazu anschaut, dann wundere ich mich, dass wir überhaupt noch Schnee um die 1000m Höhe haben… https://www.climate.gov/news-features/understanding-climate/climate-change-atmospheric-carbon-dioxide

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