MELISSA war der dritte atlantische Kategorie-5-Hurrikan der Saison. Im nachfolgenden Beitrag gebe ich einen Rückblick auf seine Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte und einen Ausblick auf seine voraussichtliche Transformation in ein außertropisches Sturmtief mit Einbindung in die atlantische Frontalzone und Auswirkungen auf unser Wetter.
Wie und wo ist Hurrikan MELISSA entstanden?
Atlantische Hurrikane haben ihren Ursprung vor der Westküste Afrikas im Bereich der Kapverdischen Inseln. Damit ein tropischer Wirbelsturm entsteht, braucht es spezielle Bedingungen, u.z. mindestens 26.5°C warmes Wasser in den 50 oberen Metern des Meeres. Unter diesen Bedingungen verdunstet Wasser in großen Mengen und steigt auf. Dabei entstehen spiralförmige Regenbänder. Die vom Boden zuströmenden Luftmassen werden durch die sogenannte Corioliskraft in Rotation versetzt, sodass grossflächige Wirbel entstehen, die sich je nach Umständen weiter verstärken. Der Hurrikan MELISSA wird bereits seit zwei Wochen beobachtet.
Am 16. Oktober registrierte das NHC eine tropische Welle mit einer unorganisierten Ansammlung von Schauern und Gewittern mitten auf dem tropischen Atlantik, die, mehrere Tage lang in diesem Zustand verharrend, rasch nach Westen zog. Dann wurde ihre Zuggeschwindigkeit deutlich langsamer. Ab dem frühen Morgen des 21. Oktober formierte sich daraus über der östlichen Karibik, etwa in Höhe einer Linie zwischen Hispaniola und der Nordspitze Kolumbiens, ein deutliches Zentrum mit hochreichender Konvektion. Das System wurde als tropischer Sturm klassifiziert und erhielt den Namen MELISSA.
MELISSA blieb in den nächsten Tagen weitgehend stationär und bewegte sich nur langsam, weil er kaum durch Steuerungsströmungen beeinflusst wurde. Er änderte auch die Zugrichtung häufig, was die Prognose seiner voraussichtlichen Zugbahn erschwerte.
Am 25. Oktober verstärkte sich MELISSA innerhalb von nur 18 Stunden vom Tropensturm zum Kategorie-4-Hurrikan, was die schnellste beobachtete rapide Intensivierung nach Hurrikan Wilma 2005, darstellte. Am 27. Oktober verstärkte sich Melissa zum Kategorie-5-Hurrikan. Melissa war damit der dritte Kategorie-5-Hurrikan der Saison.
Am 28. Oktober traf MELISSA mit zerstörerischen Windgeschwindigkeiten von 295 km/h bei einem Kerndruck von 892 hPa die Südwestküste Jamaikas und stellte damit den Rekord des Labor-Day-Hurrikans für den stärksten beobachteten Landfall im Atlantik ein.
Quelle: Wikipedia
Für Jamaika ist Melissa bei weitem der stärkste Hurrikan der Geschichte.
Weshalb war Tropenstürme wie MELISSA so gefährlich?
Stufe fünf ist verbunden mit Windgeschwindigkeiten von über 252 Kilometern pro Stunde.
Entscheidend für seine Zerstörungskraft ist einerseits die Orkanstärke, aber auch die Tatsache, dass der Hurrikan MELISSA mit vier bis sieben Kilometern pro Stunde in der Karibik verhältnismässig langsam unterwegs war. Das heißt, der Wirbelsturm kann am gleichen Ort über einen längeren Zeitraum hinweg toben Dabei kommt es zusätzlich zu extremen NS-Summen, da das Meerwasser der Karibik mit 30°C überdurchschnittlich warm ist. Lokal sind bis zu 1000mm/m2 gefallen. Das ist so viel oder mehr als an meiner Messstation in Thenneberg in einem ganzen Jahr fällt. Die Folgen sind verheerende Sturzfluten und Erdrutsche.
MELISSA hat in der Karibik schwere Zerstörungen angerichtet, ganze Landstriche überschwemmt und Menschenleben gefordert. Der Hurrikan zieht in den nächsten Tagen unter Abschwächung weiter nach Nordosten. Über dem offenen Atlantik wird er von einem Trog aufgenommen und wird an dessen Vorderseite zügig Richtung Neufundland gesteuert:
Dabei verliert MELISSA seine tropischen Eigenschaften und wird in ein außertropisches atlantisches Sturmtief umgewandelt.
Quelle: NHC
Über dem NA vereinigt sich Ex-MELISSA mit dem dortigem atlantischem Zentraltief und wird mit seinem Energieeintrag dieses kräftigen:
In der kommenden Woche dürfte sich deshalb, wie ich bereits im gestrigen Beitrag vorhergesagt und gezeigt habe, über ME nach einer Kaltfrontpassage am Mo eine hochdruckgeprägte SW-Strömung (GWL SWa) einstellen:
Welchen Einfluss haben Klimawandel/Erderwärmung auf Wirbelstürme?
Ein einzelnes Ereignis wie MELISSA kausal automatisch dem Klimawandel zuordnen, ist nicht seriös. Mit der Attributionsforschung läßt sich aber ermitteln, inwieweit und in welchem Maße der menschgemachte Klimawandel extreme Wetterereignisse verstärkt. Dabei wird mittels Klimamodellen dargestellt, wie sich die Eintrittswahrscheinlichkeit und Intensität von Ereignissen mit und ohne menschliche Einflüsse vehalten.
Erwiesenermaßen werden die Meere durch den Klimawandel wärmer. Damit verdunstet mehr Wasser und dieses verdunstete Wasser ist der Treibstoff für Entwicklung von Hurrikans.
 
		 
		




