Winterrückblick 2020/2021 und Verifikation meiner Winterprognose

Das Zusammenspiel von Topografie und Wetterlagen gestaltete den vergangenen Winter in Österreich höchst unterschiedlich.
Schneemassen an der Alpensüdseite, Trockenheit im N, Sonnenarmut in den Niederungen, Sonnenreichtum auf den Bergen,  Extreme Kälte gefolgt von Rekordwärme, Saharastaub ……

Die unterschiedliche Ausbeute bei der Sonnenscheindauer ist den häufigen Nebellagen bei Hochdruckeinfluss geschuldet.
Die ungleiche NS-Verteilung resultiert vor allem aus intensiven Tiefdruckaktivität im Mittelmeerraum im Frühwinter mit den verbundenen intensiven Südstau, während die Alpennordseite trocken blieb.
Knackige winterliche Temperaturen waren in den ersten beiden Wintermonaten „hausgemacht“ durch Abstrahlung in  schneebedeckten Tälern.

 

Zitat aus der Winterbilanz der ZAMG:

In Summe liegt dieser Winter in den 255 Jahren Messgeschichte im Tiefland Österreichs auf Platz 21 in der Reihe der wärmsten Winter. Auf den Bergen ist es Platz 26 in der 170-jährigen Gipfelmessreihe“, sagt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Im Tiefland war es dabei um 0,8 Grad wärmer als im Mittel der letzten 30 Jahre (Klimaperiode 1991-2020) und um 1,9 Grad wärmer als in der Klimaperiode 1961-90. Auf den Bergen liegen die Abweichungen bei +0,5 Grad (zur Klimaperiode 1991-2020) und +1,6 Grad (zur 1961-1990). “

 

Nachfolgend Grafiken der Abweichungen von Temperatur, NS und Sonnenscheindauer aus der verlinkten Jahresbilanz der ZAMG:

 

Edit: Den endgültigen, auf die Klimadatensammlung HISTALP basierenden, Winterbericht 2021 der ZAMG findest du hier.

 

Chart mit NS-, max. und min. Temperaturverlauf an meiner Wetterstation in Thenneberg:

 

Temperaturminimum am 15.02.2021: -13,8 °C
Temperaturmaximum am 25.02.2021: +20,2 °C

 

Im Gebiet des Oberen Triestingtals und den Gutensteiner Alpen würde ich die drei Wintermonate wie folgt zusammenfassend charakterisieren:

Häufige Inversionslagen im Dezember und äußerst schneearm:

 

Wechselnde zonal geprägte Wetterlagen im Jänner mit zeitweiligen „unterdurchschnittlichen“ Schneefällen gefolgt von Tauwetterphasen:

 

Kurze und stark ausgeprägten Kältewelle in der 2ten Dekade des Februar,  welche durch die Schwächungen des stratosphärischen PW (Polarwirbel)  mit MW (Major Warming) und Zonalwindumkehr im Kernwinter begünstigt wurde. 
Dem kältesten Tag am 15. Februar mit -13,8 °C an meiner Messtelle in Thenneberg folgte 10 Tage später der wärmste mit +20,2 °C und einer „Explosion“ der Vegetation:

 

Meiner Winterprognose 2020/2021 oder besser gesagt „Wintereinschätzung“ ………………….

„Ich rechne mit einer gemittelten geringen positive Temperaturabweichung (ca. 0,5K) bezogen auf den Klimazeitraum 1981-2010 und über den gesamten Winter gesehen mit einem durchschnittlichem NS-Aufkommen. Auch im Flachland könnte es im Gegensatz zum Vorjahr für kurze winterliche Abschnitte reichen.

Im Frühwinter erwarte ich vor allem Vorderseitenlagen mit Stau im S und Föhn im N im Wechsel mit ruhigen Inversionslagen. Erst im Laufe der zweiten Dezemberhälfte rechne ich mit Atlantikduchbrüchen bis zu den Ostalpen und nennenswerten Schneefällen an der Alpennordseite.

Im Kernwinter dürfte mehr Dynamik Einzug halten und vermehrt zu gemischten Wetterlagen atlantischer Prägung führen mit leichter positiver Temperaturabweichung und NS/Schnee vor allem an der Alpennordseite.

Im Spätwinter könnten dann die oben beschriebenen Auswirkungen des Uralblockings zum Tragen kommen. Natürlich ist dies jetzt keine Prognose, aber augenblicklich ist dies meines Erachtens ein Indiz für eine massive PW-Störung mit polaren Kaltluftvorstößen, u.U. bis März.“

…………………….. weist eine gute Übereinstimmung bei der Mitteltemperatur und dem groben Verlauf der GWL´s auf. Lediglich bei der Schneevorhersage an der Alpennordseite im Jänner lag ich voll daneben  🙁
Die Entwicklung des stratosphärischen PW mit massiver Schwächung im Jänner (MW mit Zonalwindumkehr) war extrem spannend und entsprach meinen „spekulativen“ Erwartungen aufgrund der Druckstruktur der NH zu Winterbeginn, obwohl von  anderen Randfaktoren (LaNina, QBO-West) keine Unterstützung zu erwarten war. Die Kopplung mit der Troposphäre brachte ME und dem Alpenraum aber nur einen kurzen arktischen Kaltlufteinbruch.

 

Trotzdem hatte es der Februar 2021 in sich und und tischte dem „Hobby-„Meteorologen mit extremer Kälte, Wärmerekorden, Saharastaub ….. Krimispannung  auf.

Beim Märzwinter kann es noch zu einem Kälterückfall kommen, der nicht selten auch Schnee bis ins Tiefland bringt. U.U. in abgeschwächter Form schon am Fr den 05.03.2021  😉
Dies liegt an den noch sehr kalten Luftmassen in nördlichen oder nordöstlichen Breiten. Dort endet die Polarnacht erst mit dem astronomischen Frühlingsbeginn um den 21. März, sodass sich die Luftmasse durch ein Defizit bei der Sonneneinstrahlung noch nicht stark genug erwärmen kann. Bei passender GWL mit Anströmung aus dem Sektor N bis O kann diese
Luftmasse polaren Ursprungs angezapft werden und bis zu den Alpen geführt werden.

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