Die Auswirkungen des SSW (sudden stratospheric warming) mit dem nahtlosen Übergang des sPW (stratosphärischer Polarwirbel) auf Sommermodus erfolgen immer mit einiger Verzögerung, u.U. von mehrere Wochen und über längere Zeit. Ich habe mich dem Thema mit dokumentierenden Grafiken in einem Vorgängerbeitrag ausführlicher gewidmet.
Die Wettermodelle haben mit der konsistenten Erfassung dieses Prozesses, der vertikalen Wellenausbreitung von der Stratosphäre in die Troposphäre, große Schwierigkeiten. Dies betrifft sowohl die zeitlichen, als auch die räumlichen Auswirkungen.
In der Regel erfolgt eine Meridionalisierung des Zirkulationsmusters in der Troposphäre mit polaren Kaltluftvorstößen „irgendwo“ in die mittleren Breiten.
Diesem Sachverhalt ist meines Erachtens auch die auffallend große Volatilität in den Simulationen jenseits des Mittelfristzeitraumes geschuldet.
Die Vorhersage bis zum Wochenende deckt sich noch weitgehend mit den Ausführungen in meinem letzten Analyse-/Prognosebeitrag.
Heute Di Tiefdruckeinfluss mit zahlreichen Regenschauern in der labilen Luftmasse. Morgen Mi erfolgt die Winddrehung auf NW-liche Richtung. Damit einhergehend erreicht eine schwache Kaltfront die Ostalpen mit ehöhter Schauertätigkeit entlang der Alpennordseite bei leicht zurückgehenden Temperaturen.
Zunehmender Hochdruckeinfluss am Do leitet über zu einem wechselhaften und meist trockenem Wettercharakter mit etwas gedämpften Temperaturen.
Einem recht sonnigen Fr mit wieder frühlingshaften Temperaturen folgt ein unbeständiges und relativ kühles Wochenende.
Ab diesem Zeitpunkt zeigen die Simulationen sowohl modellübergreifend, als auch innerhalb der einzelnen Läufe eines Modells, ein große Bandbreite an Wetterentwicklungen.
Ich beziehe mich nachfolgend auf den aktuellen GFS-Modelllauf, der ab dem kommenden Wochenende eine Aufwölbung des Azorenhochs simuliert, die zum Monatswechsel in eine Omegalage übergeht. Die Ostalpen würden dabei an der kalten Ostflanke zu liegen kommen. Hochreichende Kaltluft wäre der Garant für einen artgerechten Start in den April:
Die Temperaturkarte der NH in ca. 5500km Höhe zeigt sehr anschaulich die Meridionalisierung mit den polaren Kaltluftvorstößen in die mittleren Breiten (siehe auch Beitragsbild):
Auffallend ist auch, dass modellübergreifend die Tiefdrucktätigkeit im Mittelmeerraum nicht zur Ruhe kommen soll, während weiter im Norden eher antizyklonale Entwicklungen gezeigt werden (High-over-Low).
Update folgt!
Interessant: GFS mit gänzlich anderer Prognose (mild) ab nächstes Wochenende als ECMWF. Die Europäer gehen von starker Abkühlung aus; demnach müsste man im Wiener Raum nur mit 0 bis 5 Grad rechnen. Wie siehst du das?
Servus Pierre,
die Diskrepanz zwischen GFS und IFS (ECMWF) ist rasch erklärt. IFS simuliert für kommendes Wochenende ein Hochdruckgebiet über GB. An seiner Ostflanke wird polare Kaltluft aus N bis zu den Ostalpen gesteuert. GFS dagegen positioniert das Hoch deutlich weiter im O, sodass der Kaltluftvorstoß über das Baltikum zur Ukraine erfolgt, während die Ostalpen in den Genuss des warmen Hochs kommen.
Bei derartig großen Unterschieden ist für eine einigermaßen plausible Einschätzung ein Blick auf die Ensemblerechnungen unerlässlich. Und da fällt sofort auf, dass der GFS-Hauptlauf ein „warmer Ausreißer“ ist.
Die Simulation von IFS scheint mir aber auch zu extrem. Abwarten, was die Modelle zu Wochenbeginn sagen!
Gruß, Franz
IFS/EZ bleibt heute So früh beharrlich bei einem empfindlichen Kaltlufteinbruch kommenden So. Der aktuelle GFS-Lauf hat sich mittlerweile angeglichen. Ich werde mir morgen die Modellpallette genauer ansehen und meine Einschätzung in einem Analysebeitrag kundtun.