Der Siebenschläfertag als Lostag für den Sommerverlauf

Dem Wetter am heutigen 27.6. wird aufgrund der Siebenschläferregel („Das Wetter am Siebenschläfertag, sieben Wochen bleiben mag“) immer besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Fixierung dieser Regel auf einen einzelnen Tag ist allerdings für jeden Meteorologen und Wetterbeobachter unseriös und grundfalsch, denn es ist höchst unwahrscheinlich, dass das Wetter an einem einzelnen Tag sieben Wochen anhält. Vielmehr gilt die Witterungsverlauf im Zeitraum zwischen Ende Juni und anfang Juli  als Weichenstellung für den Sommerverlauf.  Für das südliche Mitteleuropa und damit auch Österreich liegt die Eintreffwahrscheinlichkeit statistisch gesehen bei fast zwei Drittel.

Zur Analyse der Ausgangssituation heute ein Schritt zurück und ein umfassenderer Blick auf die Druckverteilung der gesamten Nordhemisphäre.

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Heute Fr und morgen Sa befindet sich Österreich an der SO-Flanke eines breiten und flachen Troges in einer antizyklonalen WSW-Strömung, mit der warme aber angefeuchtete Lufmassen zu den Alpen geführt werden.  Beide Tage werden als Sommertage (Tmax > 25°) in die Statistik eingehen. Im Bergland und da vor allem nach Westen und Süden zu sind heute einzelne und morgen mit zunehmender Labilität verbreitet Gewitter zu erwarten.

Würde nach der Regel einen einzelnen Tag – der heutige – als Lostag ausgelegt, könnten wir uns bereits auf einen warmen sonnigen Sommer freuen. In der Realität mutet die Großwetterlage und Entwicklung für die nächsten Tage gar nicht sommerlich an.

In obiger Geopotentialkarte ist ersichtlich,   dass sich Mitteleuropa nach wie vor im Grenzbereich gealterter arktischer Luftmassen befindet, die mit einen langgestreckten komplexen Tiefdruckrinne große Teile Nordsibiriens bis NO-Europa und Polen bedeckt. Auch die nördlichen Teile Österreichs waren in der vergangenen Woche zeitweise im Einflussbereich dieser Luftmasse, was im Grenzbereich mit der Warmluft weiter im Süden zu lokal heftigen Gewittern geführt hat.

Diese Ausganglage für unseren Sommer sieht auf den ersten Blick aufgrund der Richtung Mitteleuropa gerichteten Achslage des Tiefdrucksystems nicht vielversprechend aus. Gestützt wird dieser Eindruck durch ungewöhnlich hohen Luftdruck über dem Nordmeer bis zum Pol. Erst wenn sich an dieser Konstellation etwas ändert, kann sich für Mitteleuropa eine positive Sommerperspektive entwickeln. Und genau das zeichnet sich im Verlauf der kommenden Woche ab 🙂

Am Sonntag erfasst bereits am Vormittag eine Kaltfront mit Regen den Westen und SW und wird aufgrund der starken SW-Höhenströmung am Vorankommen nach Osten eingebremst. Präfrontal werden die Temperaturen durch Einstrahlung nochmals auf Werte nahe 30° ansteigen, was für die östlichen Landesteile vom Waldviertel bis in die SO-Steiermark eine Schwergewitterlage befürchten läßt.

Potential für Mesozyklonen/Superzellen ist vorhanden: bodennahe Konvergenz durch Zusammentreffen des vorderseitigen SO-Windes mit auflebenden Westwind, heftige Windscherung in den unteren/mittleren Luftschichten, erhöhte Labilität durch strahlungsbedingte Erwärmung der bodennahen Luftschicht. Starkregen, Hagel und Sturmböen sind die Begleiterscheinungen in den betroffenen Gebieten.

Eine genaue Eingrenzung der betroffenen Gebiete und die Intensität der Gewitter ist ein nowcasting und kann exakt erst Sa abends/So früh vorhergesagt werden. Ich empfehle am So den Forcast auf der Skywarn-Hompage einzusehen, wo die Warngebiete mit den zu erwartenden Wettererscheinungen unter der Schwergewittervorhersage beschrieben sind,  für aktuelle Informationen zur Situation.

Am Folgetag, dem kommenden Montag erfolgt der Trogdurchgang mit weiteren Regenfällen, Abkühlung und Winddrehung auf NW:

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Ein vom Atlantik folgender Trog führt vorderseitig Di/Mi zu einem Rückdrehen der Strömung auf SW mit Erwärmung und neuerlicher Schauer- und Gewitteranfälligkeit vor allem im Bergland und im SW:

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Gleichzeitig verstärkt sich durch ein Sturmtief über Island die Dynamik am Atlantik und nach dem Durchschwenken des erwähnten Troges in der zweiten Wochenhälfte entsteht Raum für einen Keil des Azorenhochs bis Mitteleuropa:

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Zum ersten Juliwochenende stellt sich die GWL auf der Nordhalbkugel wie folgt dar:

 

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Das atlantische Sturmtief liegt ortsfest bei Schottland und hat sich unter Austrogung am Atlantik mit dem eingangs beschriebenen langgezogenen Tiefdruckkomplex verbunden. Die Achse hat sich über dem Atlantik stromaufwärts (nach Westen) verschoben, sodaß über Mitteleuropa und dem russischen Kontinent großflächig subtropische Warmluftzufuhr einsetzt und hohes Geopotential aufgebaut wird.

Auch wenn sich die Beständigkeit dieser Lage noch beweisen muß und vielleicht oder sogar wahrscheinlich durch Störungen unterbrochen wird, insgesamt für mich eine sommerliche Entwicklung „par exellence“.

Ein Gedanke zu „Der Siebenschläfertag als Lostag für den Sommerverlauf“

  1. Hallo Franz,
    gratulation zu deiner Wetterseite.
    Ich schaue öfters hinein, überhaupt weil wir noch recht viel zum Mähen haben. Zuerst war es bei uns viel zu trocken das Gras ist nicht so gewachsen in der Früh und die Nächte waren zu kühl. Jetzt steht das Gras recht gut und schön wäre es wenn wir noch einmal 3 Tage hintereinander Sonne hätten. Oft ist Süd/Ost Wind nachmittags dreht er meist nach Nord und bringt wieder kalte Luft. Die Alpenrosen blühen wunderbar, die Tiere werden das Wochenende auf die Alm gehen. Dorfertal und Lasnitzen.
    Aber wir haben noch Geduld mit dem Heu, sonst werden wir diese Woche wieder unsere Harpfen machen und das Futter aufhängen, so wie letztes Jahr im Heumadt.
    Gestern war es am Abend frei und unsere Herz Jesufeuer brannten zahlreich von den Höhen. Es war ein schöner Anblick.
    Heute ist Nebel und leichter Regen, soll etwas die Gipfel anschneien heute Abend und die Nacht.
    Liebe Grüße
    Elisabeth und Arnold

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