Wochenprognose: Abkühlung mit Schneezuwachs in höheren Lagen

Der Winter gibt sich noch nicht geschlagen. In tiefen Lagen und im Flachland bleibt es bei nasskaltem Wetter, in höheren Lagen (vor allem Nord- und Zentralalpen) erwarte ich bis zum kommenden Wochenende bis zu 1m Neuschnee.

Nach den frühlingshaften Temperaturen der letzten letzten Tage bzw. 2 Wochen nimmt der (Spät-)winter nochmals Anlauf und erreicht mit mehreren Staffeln subpolarer und feuchter Meereskaltluft aus NW in der kommenden Woche den Alpenraum. Die Ursache für diese Entwicklung liegt im Zusammenspiel zwischen Azorenhoch und nördlicher Frontalzone. Laufend entwickeln sich durch Kaltluftzufuhr auf den NW-lichen Atlantik südlich von Grönland kräftige Tiefdruckgebiete, die Richtung Island ziehen und an der NO-Flanke eines pulsierenden – d.h. sich wiederholt nach N gegen Island aufwölbenden – kräftigen Azorenhochs zur Nordsee gelenkt werden. In weiterer Folge erreichen Kaltfronten/Tröge im Wechsel mit kurzen Wetterberuhigungen den Alpenraum mit NS. Dabei wird auch über Oberitalien die Tiefdrucktätigkeit angeregt. Ein spätwinterlicher Wettercharakter mit nasskalten Verhältnissen in den Niederungen und erheblichem Neuschneezuwachs im Bergland (zumindest oberhalb 1000m) ist bei dieser Wetterlage zu erwarten. 

Am Beitragsende ein paar frühlingshafte Wetterbilder der letzten wechselhaften Tage aus dem Oberen Triestingtal.

 

Der heutige Sa verläuft mit einer Warmfront aus W nochmals sehr mild, turbulent und wechselhaft. Im W und NW (Vorarlberg bis  Waldviertel) muss in der zweiten Tageshälfte mit Regen gerechnet werden.
Morgen So wird es mit einer schleifenden Kaltfront deutlich kühler und verbreitet unbeständig mit zeitweiligem Regen bei sinkender Schneefallgrenze auf unter 1000m. 
Am Mo folgt ein mit labiler Kaltluft gefüllter Höhentrog und verursacht typisches Aprilwetter mit einem Wechsel von (Graupel-)schauern, Haufenwolken und kurzen sonnigen Abschnitten. Am Nachmittag/Abend können auch einzelne Wintergewitter dabei sein.

Zwischenhoch und Trog geben sich bis zum kommenden Wochenende noch zweimal die Klinke in die Hand (siehe nachfolgenden synoptischen Überblick).

 

Synoptischer Überblick:

Die GWL Wz (Großwetterlage West zyklonal) mit einer strammen Westströmung in allen Schichten der Troposphäre bleibt an diesem Wochenende wetterbestimmend. Eingelagerte Störungen verursachen einen unbeständigen Wettercharakter:

 

Die folgenden 3 Karten mit der Geopotential-/Bodendruckstruktur für Mo, Mi und nächsten So und dem von mir eingezeichneten Zirkulationsmuster gleichen sich und spiegeln die von mir eingangs beschriebene Wetterentwicklung am Nordatlantik mit den Auswirkungen auf den Alpenraum.

Die in erster Karte (s.o.) noch  zonal ausgerichtete Frontalzone gerät durch die Aufwölbungstendenzen des Azorenhochs in Schwingung. Dadurch kippt die Strömung über ME und dem Alpenraum immer wieder auf NW, wodurch deutlich kältere Maritimluft zu den Alpen gelangt und gleichzeitig über Oberitalien Randtiefs induziert werden.

Mo:

 

Mi:

 

So:

 

Dazwischen wird das Azorenhoch in seiner nördlichen Ausdehnung von der Frontalzone überlaufen, seine Achse kippt nach O und ein Keil bringt im Alpenraum etwas Wetterberuhigung mit vorübergehender Milderung und NS-Pausen.

 

Exemplarisch der kommende Fr:

 

Alles in allem zeichnet sich für die zweite Märzdekade eine leicht zu kühle und unbeständige Wetterperiode mit wiederholten Niederschlägen – intensiv vor allem im Bergland – ab.

 

Frühlingshafte Wetterbilder von den letzten Tage aus dem Oberen Triestingtal, die den herrschenden wechselhaften Charakter des Westwindwetters dokumentieren:

3 Gedanken zu „Wochenprognose: Abkühlung mit Schneezuwachs in höheren Lagen“

  1. Lieber Franz,
    na da wirst Du Dich über den Neuschneezuwachs in den Bergen ja bestimmt sehr freuen, auf Deinen Bildern sieht es schon nicht mehr nach Bergwinter aus. Trotz Regensymbole auf den Vorhersagekarten über dem östlichen Flachland Österreichs kommt hier aber nichts runter. Die schönen Atlantikfronten sind schon sehr mager bevor sie hier ankommen und es fallen Tropfen, die man zählen kann. Die von Dir beschriebene Tiefdruckentwicklung in Oberitalien macht ja Hoffnung auf Niederschlag. So richtig durchgreifenden Niederschlag bringen nur sie in den Osten Österreichs. Die Böden sind schon staubig trocken in der Mittendorfer Senke, die Flüsse Gott sei Dank noch voll vom Schmelzwasser der Berge. Aber ich freue mich auf die nun immer mächtiger werdenden Haufenwolken, die haben hier und da einen Gnadenschauer.
    LG
    Anette

    1. Liebe Anette,

      der Winter 2018/2019 hat meine Freuden mit Schnee bis vor die Haustür vollends zufriedengestellt, obwohl das Temperaturniveau deutlich zu mild war. Und die für die Jahreszeit zu hohen Temperaturen haben sich auch in der ersten Märzdekade fortgesetzt, weshalb es in meiner Gegend bis auf wenige Reste oberhalb 800m den Schnee radikal weggeputzt hat. Über 10° C bei Wind und Wolken sind keine guten Überlebensbedingungen für Schnee. Dafür sprudeln die Quellen.
      Wie du an anderer Stelle geschrieben hast, konnte ich mich heuer richtig auspowern. Jetzt wartet Arbeit und meine innere Uhr ist bereits auf Frühjahr eingestellt. Der Neuschnee nützt hoffentlich den Gletschern, wobei für die Nährgebiete Sommerschnee (statt Regen) viel wichtiger wäre.

      Ja, für deine Gegend sieht es mit NS wirklich nicht gut aus. GWL Wz, die sich in den letzten Jahren rar machte, feiert ein eindrucksvolles Revival mit Sturm und einer Front nach der anderen. Bedingt durch die Topographie der Alpen schwächen sich diese nach O zu ab bzw. lösen sich überhaupt auf. Zumindest bis zum kommenden Wochenende wird sich daran nichts ändern. Die Randtiefentwicklungen über Oberitalien werden durch die straffe westliche Grundströmung in eine Vc-Zugbahn dirigiert und damit nur Slowenien und den Balkan mit Regen versorgen.

      Vom Schneeberg wird im Frühjahr noch ordentlich Schmelzwasser ins Grundwasser des Wr. Beckens gelangen. Entspannung für die ausgetrocknete Oberfläche ist das natürlich nicht. Im Moment lassen die Modellrechnungen von GFS, obwohl dies zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch spekulativ ist, kein Ende der Trockenheit im O und SO erkennen. Im Gegenteil, Hochdruckdominanz könnte sich wieder durchsetzen 😉

      Dafür wird das Wolkenbild mit den Einschüben von Höhenkaltluft dir in nächster Zeit mit Konvektivität und Haufwolken Freude bereiten 🙂
      Ich würde mich nicht wundern, wenn heute Nachmittag/Abend ein Graupelschauer bis ins Flachland des Ostens oder ein kleines Gewitter dabei wäre. -38° C auf der 500hPa Fläche gibts nicht alle Tage.

      LG, Franz

      1. Lieben Dank für diese sehr lehrreiche und informative Antwort lieber Franz. Herrlich mit jemanden so ausführlich und kompetent über das Wetter plaudern zu können.
        LG
        Anette

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