Wetterphänomen Kaltlufttropfen

In meiner letzten Analyse bin ich auf die beginnende Weichenstellung zu einem sommerlichen Wetterabschnitt ausführlich eingegangen.
Auch auf einen möglichen kurzen Einbruch nach dem kommenden Wochenende durch einen Cutoff-Pozess habe ich hingewiesen.
Nach wie vor befindet sich das mögliche Eintrittsdatum dieser  Entwicklungsvariante zu weit in der Zukunft, um sie als abgesichert zu bezeichenen.  Im Gegenteil, die Modelle sind sehr inkosistent hinsichtlich Erfassung der Position des Cutoffs.
Zwar taucht häufig  in den Höhendruckkarten der letzten Modellrechnungen ein schwer berechenbarer Kaltlufttropfen innerhalb eines Hochdruckgebietes über Europa auf,  seine Lage ändert sich allerdings von Lauf zu Lauf und wird sehr unterschiedlich für ein und dasselbe Datum simuliert.
Trotz der großräumigen sommerlichen Entwicklung in der esten Junidekade sind deshalb Überraschungen durch kleinräumige Wettererscheinungen, hervorgerufen durch einen solchen Kaltlfttropfen, nicht auszuschließen.

 

Was versteht man unter einem Kaltlufttropfen(KLT)?

Ein KLT ist ein kleines Tiefdruckgebiet, das nur in  einer höheren Atmosphärenschicht (5000m-10000m) repräsentiert ist und  sich nicht im Bodendruckfeld abbildet. Die Bodenwetterkarte mit Isobaren (Linien gleichen Bodenluftdrucks) zeigt dieses Phänomen nicht an. Erst ein Blick auf die auf die Höhendruckkarte (500hPa, ca.5500m) macht  Position und Ausdehnung der KLT sichtbar.
Kaltlufttropfen entwickeln sich meist durch einen Cutoff-Prozess, bei dem die Spitze eines ausgeprägten Troges abschnürt wird und sich am Boden allmählich auffüllt. Zurück bleibt ein abgeschlossener, oft kreisrunder  Tropfen kalter Luft in der Höhe, der nicht in die allgemeine Zirkulation eingebunden und somit schwer berechenbar ist. In der Regel wird er durch die Bodenströmung, also im Uhrzeigersinn um das Hochdruckgebiet herum gesteuert.
Im Sommer weist er einen starken Temperaturgradienten auf (Temperaturabnahme mit der Höhe)  und ist damit  durch hohe Labilität charakterisiert. Starke Konvektionsvorgänge mit Schauer- und Gewitterbildungen zählen zu den sommerlichen Erscheinungsformen.
In Europa werden sommerliche KLT´s häufig im Zusammenhang mit der Entstehung skandinavischer Warmlufthochs beobachtet.

 

Im Beitragsbild ist ein Kaltlufttropfen anhand der Temperaturen in ca. 5500m dargestellt. Die Rechnung gehörte zu einem Modellauf von gestern und dient nur der Erklärung des Phänomens und soll keine Prognose darstellen.
Die zugehörige Druckstruktur in der mittleren Troposphäre zeigt die folgende Karte. Warmluftadvektion an der Vorderseite eines Atlantiktroges führt zum Aufbau eines Hochdruckgebietes über der Nordsee und Südskandinavien. An seiner Südflanke „eiert“ der abgeschnürte KLT:

26.05.2015.gfs-2015052600-0-204

 

In den ENS ist an der schwarzen Linie, die den Hauptlauf mit den zugeordneten verwendeten Modelloutput definiert, gut zu erkennen, dass es sich hierbei um eine „Außenseiterrechnung“ handelt, die von den übrigen Ensemblerechnungen nicht mitgetragen wird:

26.05.2015.graphe3_1000___16.22641509433963_47.97570850202429_

 

Die beschriebende Entwicklung wird deshalb mit größter Wahrscheinlichkeit so nicht eintreten. Vielmehr wollte ich  damit nur das immer  wieder auftretende Phänomen KLT anhand eines Beispiels erklären.

Eine Aktualisierung der bevorstehenden Entwicklung mit Augenmerk darauf, ob ein KLT als Spielverderber mitmischt,  folgt.

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