Die Semesterferien stehen im Zeichen des Winters; Potential für ein Major Warming

Der extrem warme Jänner geht mit einer positiven Temperaturabweichung von 3,8° vom Klimamittel als drittwärmster Jänner seit Messbeginn in die Statistik ein (Quelle: Monatsbericht ZAMG).

Pünktlich zum Februarbeginn normalisiert sich das Temperaturniveau. Nasskalt geht es in den kommenden Tagen in den Niederungen und im Flachland weiter, Neuschneezuwachs gibt es in den alpinen Regionen. 
Im Verlauf der kommenden Woche (Semesterferien) kündigt sich mit der Zufuhr kontinentaler Kaltluft ein zyklonal geprägter winterlicher Wetterabschnitt an.

Ob sich die winterlichen Temperaturen über die erste Feberdekade hinaus festigen können, lässt sich aus heutiger Sicht nicht belastbar vorhersagen. Der instabile PW (Polarwirbel) und das Potential für ein Major Warming mit PW-Split in der Stratosphäre werden trotz zonaler Zirkulation über dem Nordatlantik noch für einige winterliche Überrachungen sorgen.

 

Synoptische Analyse mit Prognose:

Zwischen dem sich aufwölbenden Azorenhoch und einem markanten Skandinavientief gelangt der Alpenraum zunehmend in eine NNW-Strömung, mit der mäßig kalte Meeresluft bis in den Mittelmeerraum gesteuert wird. Über dem Golf von Genua erfolgt eine Randtiefentwicklung, die von heute Do  auf morgen Fr vor allem den Südalpen intensive Schneefälle bringt. Aber auch die Alpennordseite bekommt Schneenachschub. In den Niederungen und im Flachland des O bleibt es bei niedrigen positiven Temperaturen und bei Regen. Hier sinkt die SFG morgen Fr gegen ca. 300m:

01.02.2018.gfs-0-12

 

Bis zum Wochenende verlagert sich das Mittelmeertief nach NO. gleichzeitig wird das Azorenhoch von einem Tief über Island abgeflacht, seine Achse kippt dabei nach O weg und ein Keil nimmt Verbindung mit dem hohen LD über Skandinavien auf. Im Gradientenfeld zwischen der so entstandenen Hochdruckbrücke und dem oben erwähnten Tiefdruckgebiet wird kontinentale Kaltluft angezapft und in Richtung Alpenraum in Bewegung gesetzt:

01.02.2018.gfs-0-60

 

Zu Beginn kommender Woche hat sich eine winterliche GWL etabliert. Zwischen dem steuerndern Fragment des PW über NO-Kanada und dem gut ausgeprägten Azorenhoch herrscht zwar eine zonale Zirkulation, allerdings kann die schmale Hochdruckbrücke, die vom Azorenhoch über GB und Skandinavien bis zur Barrentssee reich, die atlantische Frontalzone blockieren und nach N umlenken. An der SO-Flanke des hohen LD´s wird kontinentale Kaltluft über die Alpen bis NW-Afrika geführt. Es entwickelt sich ein mächtiger Kaltlufttrog, in dem es aufgrund der recht trockenen Luftmasse im Alpenraum zwar keine starken Schneefälle geben wird, aber die Temperaturen könnten in der kommenden Woche bis ins Flachland für leichten Dauerfrost sorgen. Bitterkalt wird es auf den Bergen: 

01.02.2018.gfsnh-0-108

 

Zeitgleiche Temperaturkarte in ca. 1500m:

01.02.2018.gfsnh-1-108

 

Diese Entwicklung stellt eine gravierende Änderung zu meiner letzten Analyse dar. 

In meiner letzte Analyse zeigte ich für den Beginn der ersten Februarwoche eine Geopotentialkarte mit Trog ME und einer Orkantiefentwicklung über Südgrönland. Aufgrund letzterer räumte ich einer nachhaltigen winterlichen Wetterlage keine Chance ein.
Meine Einschätzung: Mit die hohe Dynamik über dem Atlantik werden sich rasch wieder milder Luftmassen im Alpenraum durchsetzen.

Die letzten Modellrechnungen zeigen nun modellübergreifend ein total geändertes und  winterfreundliches Bild
Die Dynamik am Atlantik bleibt zwar erhalten , aber das Azorenhoch reicht mit einem Keil zum hohen LD über dem Nordmeer, wodurch erfolgreich die atlantische Frontalzone blockiert wird. 

Die Erhaltungsneigung mit Westwetterlagen ist (zumindest vorläufig) beendet!

 

Bis Mitte der kommenden Woche ändert sich an der Verteilung der Druckgebilde und der Zirkulation nichts Wesentliches. Über der Karasee entsteht ein selbständiger Hochdruckkern, der die Zufuhr kontinentaler Kaltluft aus Sibirien in Richtung ME aufrecht hält. Der Kaltlufttrog, der große Teile Mittel- und Westeuropas bedeckt und sich bis Marokko/Algerien erstreckt bleibt ortsfest, die atlantische Frontalzone bleibt blockiert:

01.02.2018.gfsnh-0-156

 

Geht es nach dem amerikanischen GFS-Modell so hat diese winterliche GWL längeren Bestand. Die über die Member des Ensembles gemittelte Druckverteilung zeigt am zweiten Februarwochenende nach wie vor das blockierende Hoch mit Kern über der Karasee und die markante Austrogung über den Alpenraum hinweg bis NW-Afrika:

01.02.2018.Geo.gemittelt

 

Auch das europäische IFS-Modell lässt den Winter in der kommenden Woche durchstarten!

 

Hochinteressant gestaltet sich derzeit auch die Entwicklung des PW in der Stratosphäre. 

Der Stratosphäre PW war im heurigen Winter bisher gut ausgeprägt und sehr kalt.  Exemplarisch Karte von Anfang Jänner 2018:

01.02.2018.gfsnh-10-6

 

Es gab keine nachhaltigen Störungen durch Schwerewellen aus der Troposphäre oder durch Wärme aus den oberen Etagen der Strartosphäre. Die resultierende positive arktische Oszillation hat auch das zonale Zirkulationsmuster über dem Nordatlantik und damit unseren außergewöhnlich milden und feuchten Jänner verursacht.
In den nächsten Tagen wird der stratosphäre PW durch Warmings sukzessive geschwächt. Diese Entwicklung könnte nach der aktuellen Simulation des amerikanischen GFS-Modells innerhalb der kommenden 14-Tage zu einem Major Warming (MW) inkl. PW-Split führen. Exemplarische die berechnete Karte des stratosphären PW vom aktuellen GFS HL  für 14.2.2018:

01.02.2018.gfsnh-10-324

 

Diese Berechnung unterliegt aufgrund der zeitlichen Ferne noch großen Unsicherheiten. Sie öffnet aber Tür und Tor für Spekulationen  😉
Sollte es annähernd so kommen, sind sind mit kurzer Verzögerung zum MW massive Auswirkungen auf den troposphären PW und damit auf die NH-Zirkulation zu erwartern. Die Karten würden neu gemischt und die Chancen auf einen knackigen Spätwinter oder Märzwinter steigen.

Eine Aktualisierung mit einem Update zu den winterlichen Aussichten erfolgt mit der nächsten Wochenprognose!

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