Das Mittelmeer schlägt zurück

Das Mittelmeer wurde heuer im Sommer ungewöhnlich stark aufgeheizt. Teilweise wurde eine Wassertemperatur von bis zu 30° C  gemessen. Es verzeichnet derzeit nach wie vor  überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen.

Wasser kann Wärme länger speichern als  Land, deshalb  wird es sich bis in den späten Herbst oder Winteranfang ziehen, bis die Temperaturen wieder Normalwerte erreichen. Höhere Temperaturen bedeuten natürlich auch ein mehr an Energie, die dann vorhanden ist und nur darauf warten, freigesetzt zu werden.

Trog- bzw. Kaltluftvorstöße ins Mittelmeer führen deshalb heuer zu heftigeren, teils unwetterartigen Entwicklungen als in normalen Jahren. Das warme Wasser ist ein idealer Nährboden für die Intensivierung von Tiefdrucketwicklungen oder Gewittern.

 

Rückblickend fallen mir sofort einige Unwetterereignisse mit schweren Schäden ein:

5.9.2015: Hagelunwetter mit schweren Schäden im Raum Neapel

09.09.2015: Hochwasser auf Sizilien

01.-02.10. 2015:  Medicane-ähnliche Entwicklung  mit Unwettern auf Korsika

04.10.2015: extreme Niederschlagsmengen in kürzester Zeit und Verwüstungen durch Hochwasser mit 16 Toten in Südfrankreich

 

Dabei ist es nebensächlich von wo oder wie Tiefdruckentwicklungen fördernde Kaltluft ins Mittelmeer gelangt. In der Regel sind es Kaltluftvorstöße über das Rhonetal mit anschließendem Genuatief.
Bei einer solchen Wetterlage im Winter könnten mit einem Schneetief vom Mittelmeer große Niederschlagsmengen an die Alpen gelenkt werden. Große Schneemengen im Südstau, aber möglicherweise – bei Vb Zugbahn mit bodennaher Kaltluft – auch am Alpenostrand.

Heuer ist auffällig, dass die Tiefs – so wie zum kommenden Wochenende – häufig von SW ins Mittelmeer ziehen und sich dort verstärken. Ursache sind die die ungewöhnlich weit nach Süden, bis NW-Afrika vorstoßenden Tröge mit Höhenkaltluft. Dies führt zur Entstehung von Tiefdruckgebieten über dem Atlas, die dann direkt aus der Wüste über Sizilien/Sardinien über die Italienische Halbinsel zum Balkan ziehen.

Am Wochenende und  zum Beginn der kommenden Woche wird eine solche Tiefdruckentwicklung auch die südlichen und evtl. östlichen Teile Österreichs beeinflussen.

Exemplarisch Druckverteilung mit eingezeichneten Strömungskomponenten für Sa.
Das besagte Tief liegt bereits über dem  Tyrrhenische Meer. Ex-Hurrikan JOAQUIN liegt vor Gallizien und füllt sich weiter auf. Bodennah wird an der Südflanke des Skandinavienhochs kontinentale trockene Kaltluft in Richtung ME gesteuert:

09.10.2015.gfs-0-36

 

Die Niederschlagsmengen wurden in den Modellrechnungen der letzten Tage allerdings deutlich reduziert und werden sich mit hochwassergefährlichen Mengen auf den Balkan konzentrieren.

Die berechneten Mengen für die nächsten drei Tage:

09.10.2015.RR0-72h_eu

Quelle wie Beitragsbild: WRF12km

Vor allem im NO Österreichs könnte es in Kombination mit bodennah eingeflossennen Kaltluft an der Südflanke des Skandinavienhochs ab So zu leichten Aufgleitniederschlägen mit kurzzeitigem Sinken der Schneefallgrenze  unter 1000m kommen.

Wintereinbruch sehe ich allerdings keinen!  Weder die Temperaturen noch die Niederschlagsmengen lassen eine Schneedecke bis in tiefe Lagen erkennen.

Es geht allerdings recht kühl, häufig trüb mit zeitweiligen Niederschlägen durch die kommende Woche.
Die Hochdruckbrücke, die sich vorübergehend zwischen Azoren- und Kontinentalhoch über dem nördlichen ME ausbildet, wird an seiner schwächsten Stelle von einem Trogvorstoß aus Norden durchbrochen. Dies führt zu einer flachen Höhentiefentwicklung über dem Ostalpenbereich:

09.10.2015.gfs-0-156

 

Auch der Blick in die spekulative Glaskugel zeigt eine Andauern des zyklonalen Einflusses über ME und dem zentralen Mittelmeerraum.  Das sich aufwölbende Azorenhoch  bleibt stationär über dem Atlantik und lenkt an seiner Ostflanke die Frontalzone nach ME.

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