Was ich in meinem gestrigen Beitrag über die Rolle des seit dem Sommer überdurchschnittlich warmen Mittelmeeres bereits angedeutet habe, wird immer konkreter:
der Altweibersommer mit zusammenhängenden sonnigen und goldenen Oktobertagen ist nach wie vor nicht in Sicht.
Stattdessen kündigt sich nach der Zufuhr kontinentaler Kaltluft ab So mittelfristig ein lückenloser Übergang auf die Advektion von Polarluft aus nördlichen Gefilden an.
Um diese Jahreszeit bedeutet dies für dies Niederungen noch keinen winterlichen Abschnitt, aber die Höchsttemperaturen werden aus dem einstelligen Bereich kaum hinauskommen.
Im Bergland oberhalb 1000m-1200m erwarte ich den ersten nachhaltigen winterlichen Abschnitt ab Mitte des Monats.
Synoptische Analyse:
Zwischen einem Hoch über Skandinavien und einem Mittelmeertief (siehe Beitragssatellitenbild der ZAMG) liegt ME in einer östlichen Grundströmung, mit der am Wochenende zunächst noch feuchte und in weiterer Folge zunehmend kältere und trockenere Luftmassen herangeführt werden.
Gleichzeitig schiebt sich bis So mit kräftigen Tiefdrucketwicklung südlich von Grönland ein Azorenhochkeil in Richtung GB und bildet eine schwache Brücke mit dem Skandinavienhoch:
Vor allem am Balkan führt diese Wetterlage zu warnrelevanten Niederschlagsmengen. Bei uns wird nur die SO-Hälfte von mäßigem Regen – im Bergland oberhalb 1000m morgen So auch etwas Schneefall – betroffen sein:
Im äußersten Westen und im Hochgebirge überwiegt schwacher Hochdruckeinfluss mit guten Chancen auf Sonne.
Am Mo verliert die Okklusion des Mittelmeertiefs langsam Einfluss auf Österreich. In der eingeflossenen trockenen Kontinentalluft gibt es – abgesehen von hochnebelartigen Wolken am Alpenostrand – ab Wochenbeginn viel Sonne.
Hohe Frostgefahr in windgeschützten Lagen am Di.
Die weitere Entwicklung mit einer grundlegenden Umstellung der Zirkulation wird am Atlantik vorbereitet.
Aus dem oben erwähnten Atlantikkeil hat sich ein eigenständiges Hochdruckgebiet über GB gebildet. Dieses wird einerseits durch Warmluftadvektion an der Vorderseite eines Cutoff´s über den Azoren gestützt, andererseits durch nachfolgendes hohes Geopotential vom westlichen Atlantik.
An der Nordflanke dieser komplexen antizyklonal geprägten atlantischen Druckverteilung verlagert sich das kräftige Tief mit polaren Luftmassen in Richtung Spitzbergen.
Über weiten Teilen ME´s liegt ein flaches Höhentief (ein Kaltlufttropfen), das sich die Hochdruckbrücke zwischen Atlantikhoch und Kontinentalhoch durchbrochen hat und für unbeständiges und teilweise niederschlagsanfälliges Wetter sorgt:
In der zweiten Wochenhälfte wird das Hochdruckgebiet über GB weiterhin von zwei Seiten gestützt und gekräftigt. Es dehnt seinen Einfluss nach Norden aus und lenkt an seiner Ostflanke die Frontalzone mit polaren Luftmassen nach ME bis in den Mittelmeerraum:
Das resultierende meridionale Zirkulationsmuster mit einer massiven Austrogung über ME zwischen dem Atlantikrücken und dem Kontinentalhoch ist bis in den Jetstream abgebildet.
Dieses Zirkulationsmuster könnte länger Bestand haben:
Der Blick in die spekulative Glaskugel des aktuellen GFS-Laufes bestätigt diese Vermutung und lässt auch an den ersten Tagen der dritten Oktoberdekade keine Änderung dieser kalten zyklonalen GWL erkennen.
Druckkonstellation und Geopotential:
Temperaturverteilung in ca. 1500m:
Abschließend exemplarisch die Ensemblerechnung für Temperatur in 1500m und Niederschlag für den Gitterpunkt Wien. Die rote Linie stellt das langjährige Temperaturmittel dar, die weiße die aktuell berechnete gemittelte Temperatur:
Es ist kein Wintereinbruch für das Flachland in Sicht, es bleibt aber auf absehbare Zeit kalt und unbeständig 🙁