Meine Skepsis, den Wettermodellen, die vergangenen Fr fast durch die Bank ab Mitte kommender Woche hochdruckgeprägtes Sommerwetter simulierten, nicht zu trauen, war berechtigt. Wie sooft bereitet die Erfassung von Höhentiefentwicklungen über OE den Modellen Schwierigkeiten und hat somit großes Überraschungspotential. Dies dürfte sich auch aktuell bestätigen. Statt der Ausweitung des Hochdruckgebietes über GB/Nordsee zu den Alpen wird der Höhentiefeinfluss aus O zur Wochenmitte zunehmen. Damit verlängert sich die Sommerpause bis Ende des Monats. Die derzeit ungewöhnlich kühlen Temperaturen steigen zwar etwas an, werden aber keine sommerlichen Werte erreichen. Stabiles Schönwetter ist ebenfalls in weiter Ferne. Insgesamt begünstigt ist in kommender Woche die Alpensüdseite und der äußerste W.
Tendenziell besser im Sinne von sommerlich sieht es dann ab Anfang Juli aus 🙂
Synoptische Analyse:
Die aktuelle Geopotential-/Druckkarte zeigt eine omegaänliche Struktur mit Hoch über GB und flankierenden Tiefdruckgebieten. Einerseits ein Höhentief vor der Iberischen Halbinsel und einen Trog im O mit beginnender Abtropftendenz über dem Baltikum. Im Gradientenfeld zwischen dem Hoch GB und dem Tief Baltikum strömen feuchtkühle maritime Luftmassen zu den Alpen:
An dieser Konstellation und damit dem unbeständigen, kühlen und an der Alpennordseite schaueranfälligen Wettercharakter wird sich auch morgen Mo nichts ändern.
Bis Di dehnt sich das Hoch nach O zur Nordsee aus und schlägt eine Brücke zum Kontinentalhoch. Damit wird der Trog über OE abgeschnürt und die Kaltluftzufuhr aus nördlichen Breiten abgeschnitten. Bei leichtem leichtem Temperaturanstieg bleibt es in der eingeflossenen labilen Kaltluft in den Ostalpen Di/Mi aber weiterhin wechselhaft mit besseren Karten (=freundlicherem Wetter) für den äußersten W und die Alpensüdseite:
Nun bin ich bei dem Punkt angelangt, an dem bei meiner letzten Analyse Zweifel an den weiteren Modellsimulationen hochkamen. Mittlerweile hat sich aber ein klarer Entwicklungstrend herauskristallisiert, der modellübergreifend (GFS, EZ, GEM, UKMO) erkennbar ist.
Bis Do intensiviert sich das Höhentief im O, verlagert seinen Kern nach Ungarn und beeinflusst zunehmend den Ostalpenraum mit weiterhin feuchtkühler Luft und hoher Regenbereitschaft Do/Fr.
Über dem Atlantik gelingt es in der Zwischenzeit der Frontalzone das Hoch über GB/Nordsee „abzuhobeln“ . Damit wird die noch vorhandene Hochdruckbrücke (HB) zwischen Azoren- und Kontinentalhoch zu einer brüchigen Schwachstelle:
Die Frontalzone verpufft zwar bei ihrem Vorrücken nach Skandinavien, hinterläßt aber in Verbindung mit dem Höhentief einen riesigen Tiefdrucksumpf über großen Teilen von Europa.
Vom aktuellen GFS -Lauf berechnete Geopotential-/Druckstruktur für kommenden Sa:
Plausibel ableitbar aus obiger Karte, aber aus heutiger Sicht noch mit Unsicherheiten behaftet, ist eine Zonalisierung der Zirkulation über dem Nordatlantik und tendenziell in weiterer Folge ab Anfang Juli der Übergang zu einer nördlichen Westlage mit Rückkehr sommerlicher Temperaturen und mehr Sonnenanteilen über ME.
Aktualisierung erfolgt bei neuen Erkenntnissen.