Wochenprognose: Der Winter bleibt auf Tauchstation

Eine hartnäckige Erhaltungsneigung der Zirkulation zwischen Nordamerika und Russland verhindert weiterhin einen längst überfälligen (hoch-)winterlichen Wetterabschnitt.

 

In meinem letzten Prognosebeitrag habe ich schon auf den bis in die Stratosphäre stark ausgeprägten und zentrierten PW (Polarwirbel) hingewiesen. Die Hoffnung, dass von oben ein Impuls den eingefahrenen troposphärischen PW derart stört, dass die derzeitige Erhaltungsneigung des für ME winterfeindlichen Zirkulationsmusters endlich beendet wird und eine Umstellung von zonal (SW bis W)) auf einen meridionalen Wintermodus (NW bis NO) erfolgt, schätze ich nach wie vor als sehr gering ein.
Auch die Umstellung der QBO (quasibinäre Oszillation) von der W- in die O-Phase, die über dem Äquator von oben nach unten in der Stratosphäre erfolgt, hat sich verlangsamt und mit 2-wöchiger Verzögerung zur Annahme in meiner Winterprognose die 30hPa Fläche erreicht:

Quelle: NASA/Singapur Sonde

 

Es ist deshalb für mich nicht überraschend, dass die AO (arktische Oszillation) und der PW  weiterhin überdurchschnittlich stark ausgeprägt bleiben. Wann und ob in diesem Winter überhaupt noch durch den langsamen Phasenwechsel der QBO von W auf O eine Störung/Schwächung des stratosphärischen PW erfolgt, werden die nächsten Wochen zeigen.

Bis auf weiteres wird unser Wetter also auschließlich von der Wetterküche Troposphäre bestimmt und da hat im Mittelfristzeitraum im Alpenraum Winterwetter mit Frost und Schnee  schlechte Karten.. 

Die exemplarischen Ensemblerechnungen der letzten 4 GFS-Modellläufe für den Gitterpunkt „Oberes Triestingtal“ zeigen recht konsistent die Fortsetzung des höhenmilden ( in 1500m Plusgrade) und (nicht dargestellt sondern abgeleitet; siehe auch synoptische Analyse) zu Inversion mit Ausbildung von bodennahen Kaltluftseen neigenden Hochdruckwetters in der kommenden Woche. Erst kommendes Wochenende kündigt sich die nächste (maskierte) Kaltfront mit geringem Neuschnee an der Alpennordseite an:

 

Wie stark und nachhaltig die damit verbundene Abkühlung ausfällt, werde ich in den nächsten Tagen, wenn aufgrund der zeitlichen Nähe belastbarere Modellrechnungen vorliegen, behandeln. 

 

Synoptische Analyse:

Wolkenreste mit abklingendem NS der „maskierten“ Kaltfront der vergangenen Nacht verursachen heute Sa im Nordstau und im O einen wechselhaften und teils windigen Tagesablauf. Südlich der Alpen, im äußersten W und im Hochgebirge setzt sich rasch von W nach O Hochdruck durch.

Aktuelles Webcambild Großglockner von der Franz Josefs Höhe (Quelle: webcam.eu):

 

Die aktuelle Geopotential-/Druckstruktur von heute Sa zeigt die von mir eingezeichnete Kaltfront mit kurzzeitigem Zustrom kühlerer Luft an deren Rückseite und dem nachrückenden Hochdruckkeil aus W. Im Gradientenfeld zwischen diesem und einem markanten Tiefdruckgebiet über Island verläuft die nördliche Frontalzone weit nördlich der Alpen. Die Strömung dreht zurück auf SW und führt wieder sehr milde subtropische Luftmassen in der Höhe in den Alpenraum:

 

Da sich im Alpenraum bodennah eine flache antizyklonal geprägte Druckverteilung einstellt, wird es in den kommenden Tagen auf den Bergen mild und sonnig mit hohen Wolkenfeldern, während sich inversionsbedingt in den windschwachen Tälern und Becken  beständige Kaltlufseen, tlw. mit Nebel, ausbilden. 

Exemplarisch die Geopotential-/Druckverteilung am Mi:

 

Am kommenden Fr meridionalisiert die Strömung über den Nordatlantik. Ein neues kräftiges Tiefdrucksystem bei Neufundland lenkt an seiner Vorderseite Warmluft nach N und stützt damit eine Aufwölbung des Azorenhochs. Als Gegenströmung kippt die Frontalzone nach SO und trogt zur Iberischen Halbinsel aus.

Vor der Trogpassage am kommenden Wochenende steilt sich die Strömung im Alpenraum auf, es wird föhnig: 

 

Ein Blick auf den troposphärischen PW in 500hPa zeigt das Trog-Rückenmuster von Nordamerika bis Russland zum nächsten Wochenende.  Der Trog reicht von Skandinavien über den Alpenraum bis NW-Afrika. Dabei erreicht gemäßigte Polarluft mit aus heutiger Sicht leichten Schneefällen im Nordstau den Alpenraum:

 

Sollte diese berechnete Druckstruktur annähernd eintreffen, dürfte die Achse des Azorenhochausläufers rasch wieder nach O kippen und die im Alpenraum eingeflossene Kaltluft unter Hochdruck gelangen.  

Die Ursache für diese Entwicklung orte ich weiterhin in der Zufuhr arktischer Kaltluft an der O-Flanke eines Hochs über der Beaufortsee nach NO-Kanada(Pfeil in obiger Karte). Diese gelangt in weiterer Folge auf den NW-Atlantik, wo die Tiefdruckentwicklungen und damit die nördliche Frontalzone angeheizt werden. Solange sich an diesem Muster nichts ändert, werden Aufwölbungen des Azorenhochs dem Druck der Frontalzone nicht standhalten und nur von kurzer Dauer sein. Auf nachhaltiges Winterwetter im Alpenraum muss weiterhin gewartet werden.

 

Aktualisierung folgt!

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