Eine gigantische Hochdruckblase legt sich über den Alpenraum

Das Entwicklungsszenario, das ich in meiner letzten Wochenprognose als Ausblick für wahrscheinlich bewertet habe, dürfte nun Realität werden.  Die Erhaltungsneigung der Zirkulation geht somit in die nächste Runde.

 

Der Grundstein für die Wetterentwicklung bis in den erweiterten Mittelfristzeitraum wurde auf dem NA gelegt. Dort verschmolzen die warmen Luftmassen des EX-Hurrikans MARTIN mit polaren Luftmassen, die sich über die Davisstraße auf den NW-Atlantik ergossen. Das Ergebnis ist die Induktion eines Sturmtiefs, das mit einem Kerndruck von 930hPa nicht alltäglich ist. An seiner Vorderseite erfolgt kräftige WLA (Warmluftadvektion). Da die Wellenstruktur ein progressives Verhalten annimmt, quert heute Fr eine Kaltfront die Ostalpen. Gleichzeitig entwickelt sich ein Cutoff über dem Mittelmeer:

 

Dem verregneten Fr mit Schneefällen im Gebirge, wobei die SFG von W nach O zwischen 1000m und oberhalb 1500m liegt, folgt ein kühler Sa mit Nordstaubewölkung und Nordföhn.
Trotz Zonalisierung der Frontalzone über dem NA, kann sie sich über ME nicht durchsetzen. Hoher LD über dem Kontinent (s.o.) blockiert ihr Vorankommen nach O,  sie wird in Richtung Skandinavien abgedrängt. Über den Ostalpen stellt sich ab So wieder eine antizyklonal konturierte WSW-Strömung mit Temperaturanstieg ein. 

Um die Wochenmitte (Mi auf Do?) quert eine eingebettete schwach wetterwirksame Kaltfront die Ostalpen. Über dem NA hat sich das oben beschriebene Sturmtief zwar etwas abgeflacht, aber die Tiefdruckzone wird durch nachströmender Polarluft aus den Gebiet von NO-Kanada laufend regeneriert:

 

Ab Do wölbt sich schließlich ein gewaltiger Geopotentialrücken mit korrespondierendem Bodenhoch über dem Alpenraum auf. Die Frontalzone hat keinen Einfluss auf unser Wetter und verläuft über GB, Nord- und Ostsee. Vor allem auf den Bergen wird es wieder sehr mild. In den Niederungen sind um diese Jahreszeit hartnäckige Nebellagen zu erwarten:

 

Wie „winterfeindlich“ diese Wetterlage für den Alpenraum ist, zeigt ein Blick auf die gesamte NH. Der stratosphärische PW (Polarwirbel) hat nach den Simulationen des aktuellen GFS-Modelllaufes  eine frühwinterliche zentrierte Form angenommen:

           

 

Entkoppelt davon herrscht jedoch in der Troposphäre, unserer Wetterküche, zwischen Nordamerika und Europa ein meridionales Zirkulationsmuster. Dabei könnte sich im troposphärischen PW eine Bruchlinie vom europäischen Nordmeer bis in den Nordpazifik entwickeln. In der herbstlichen Jahreszeit, in der normalerweise ein zonaleres vom Atlantik-geprägtes Wetter Einzug hält, würde dies total gestörtes Zirkulationsmuster bewirken:

 

Auch das IFS des europäischen Wetterzentrums simuliert im aktuellen Modelllauf einen gestörten troposphärischen PW mit zwei Fragmenten und markanter Hochdruckdominanz über ME zum nächsten Wochenende:

 

Auch wenn diese GWL im Alpenraum mit milden und trockenen Zeiten einhergeht, dürfte  über dem Kontinent (Sibirien, Russland) ein Kältereservoir entstehen, das u.U. zu einem späteren Zeitpunkt für den Alpenraum von Bedeutung wird.

Update folgt!

6 Gedanken zu „Eine gigantische Hochdruckblase legt sich über den Alpenraum“

  1. Servus Franz,
    hab letztes Jahr am 12.11. eine unvergessliche Sonnenaufgangs-Schneebergtour gemacht. Dank deiner Prognosen und Erfahrungsberichte sogar inklusive Nebelmeer.
    Ich hätte heuer wieder den 12.11. oder den 13.11. auserwählt um dieses Kunststück eventuell zu wiederholen. Irgendwelche neuesten Erkentnisse seit deinem Eintrag vom Freitag, die für oder gegen eine kommende Inversionswetterlage sprechen? Danke & gratuliere zu dem tollen Ausflug gestern.
    LG
    Alex

    1. Servus Alex,
      die Mehrheit der Modellrechnungen simulieren für das kommende eine Hochdrucklage, d.h. viel Sonne auf den Bergen und Nebelneigung in den Tal- und Beckenlagen.
      Ein „Störefried“ (KLT) könnte jedoch dazwischenfunken und für Überraschungen sorgen 😉 Am Do verlagert sich ein Trog von W nach O über die Ostalpen und tropft über OE nach S ab. Das Ergebnis ist ein kleines Höhentief mit KLT-Charakter, das nach den meisten Rechnungen von GFS und IFS über den Balken und das Mittelmeer an der Südflanke des Hochs nach W driftet. Dabei wird Hebung mit erhöhter Schaueranfälligkeit über dem recht warmen Mittelmeer induziert. Auswirkungen auf den Ostalpenraum erwarte ich nicht, es ist aber noch zu früh, um sie auszuschließen.
      Bis zu meiner nächsten Analyse/Prognose sollte Klarheit herrschen.
      LG, Franz

  2. Danke wiedereinmal für diese tollen Ausführungen. Als Amateurastronom liebe ich ja diese Inversionswetterlagen weil der Nebel im Tal viel Licht der Ortschaften schluckt. Am Berg kann man dann bei milden Temperaturen, klarem Himmel und wenig Störlicht beobachten. Als Winter- und Schneefan ist der Ausblick aber eher enttäuschend …. Gibt es heuer auch wieder eine Winterprognose Franz?

  3. Segensreiches Italientief. Es ist doch das Mittelmeer, von dem das Wiener Becken nachhaltig profitiert. Aber ich freue mich für die Wiener Alpen und den Wiener Wald, es war doch sehr kritisch mit dem zusätzlich noch trockenem Laub, nicht auszudenken, wenn dieses regenreiche Intermezzo vor dem nächsten Monsterhoch nicht wäre!
    Habe mich schon mit Vitamin D3 gerüstet für die nächste Nebeldecke.
    LG von Anette

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