Halbzeit des meteorologischen Winters (Rückblick und Ausblick)

Wie ein Fußballspiel hat auch der Winter zwei Hälften. Halbzeit ist heute und ich nutze dies zu einem Rückblick und einen kurzen spekulativen Ausblick auf eine hoffentlich interessantere und winterfreundlichere zweite Hälfte.

Zusammenfassend war die erste Winterhälfte österreichweit viel zu mild, zu trocken und damit auch im Gebirge schneearm. Die ausgeprägte Erhaltungsneigung  eines zonalem Zirkulationsmusters  mit einer häufig nördlich verlaufenden Frontalzone führte im Alpenraum zu einer Dominanz des antizyklonalen Einflusses (siehe weiter unten) mit Höhenwarmluft (Beitragsbild von gestern) und mit überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer, vor allem über der inversionsanfälligen Grundschicht.

 

Während die höheren Lagen der Südalpen und die Südabdachung des Hauptkammes mit den extremen Schneefällen im November eine ansprechende Schneemächtigkeit vorzuweisen haben, sind die Schneemengen nördlich des Alpenhauptkammes bis jetzt sehr unterdurchschnittlich. Die derzeitige bescheidenen Schneedecke nördlich der Alpen ist auf zwei NS-Ereignisse zurückzuführen.

Um Weihnachten und die Tage danach kam es bei einer mehrtägigen NW-Staulage zum ergiebigsten NS, allerdings lag die Schneefallgrenze meist deutlich über 1000m.

2 Bilder vom Göller und Schneeberg Ende Dezember zeigen das winterliche Landschaftsbild, aber die dürftige Schneemächtigkeit oberhalb 1500m: 

 

Beim zweiten erwähnenswerten, insgesamt aber schwächeren  NS-Nordstauereignis am letzen Wochenende sank mit dem Nachlassen des NS die Schneefallgrenze bis in die Tallagen des Oberen Triestingtales:

 

Im Flachland gab es aufgrund des hohen Temperaturniveaus bis heute keine Schneedecke.

 

Aus der verdichtet Geopotentialabweichung für die erste Winterhälfte (ähnlich sieht es beim LD aus) lässt sich die Dominanz von Hochdruck und  SW/WSW-Grundströmung ableiten:

Quelle: NOAA

 

Das Klimamonitoring der ZAMG vermittelt einen guten Überblick über Temperatur- und NS-Abweichung  in Österreich. Die über die erste Winterhälfte verdichtete Darstellung  zeigt für beide Parameter die österreichweit gemittelte Abweichung vom Mittel 1981-2010 und weist auf der Übersichtskarte die unterschiedlichen Abweichungen in den einzelnen Regionen aus.

Die Österreichkarte mit der Temperaturabweichung zeigt, dass in den Nordföhngebieten und mittleren Höhenlagen der Temperaturüberschuss am größten war (dunkelrot), während er inversionsbedingt in den Alpentälern und Teilen des Donauraumes und des Flachlandes geringer war (hellrot): 

 

In der Österreichkarte mit der Niederschlagsabweichung erkennt man, dass vor allem in den Nordstaulagen westl. des Toten Gebirges der meiste NS gefallen ist:

 

 

Wie stehen die Chancen auf Winterwetter nach der Halbzeit?

Der Beginn der zweiten Winterhälfte, bis Fr, verbleibt im Einfluss einer antizyklonal geprägten Inversionslage (siehe Analyse in der  letzten Wochenprognose). 

Mit der Meriodionalisierung des Zirkulationsmusters nähert sich aus W ein Trog, dessen Kaltfront am Sa auf den Ostalpenraum übergreift und an der westl. Alpennordseite mäßigen NS (Neuschnee im Bergland) verursacht. Die Schneefallgrenze sinkt langsam in höhere Tallagen:  

 

Am So liegt der Trog mit weiter mäßigem Nordstau-NS über den Ostalpen. Sein Vorankommen wird vom Kontinentalhoch blockiert, sodass er ins westl. Mittelmeer abtropft und zu Wochenbeginn  ein Keil des Atlantikhochs über dem nördl. ME eine Verbindung zum Kontinentalhoch aufbaut:

 

Mit dieser Entwicklung haben sich die GWL und das Zirkulationsmuster grundlegend umgestellt. Eine Art „high over low“ Wetterlage  mit zunehmend NO-Strömungskomponente hat sich ausgebildet, Vom Typus her eine durchaus hochwinterliche GWL, allerdings fehlt es an wirklich kalten Luftmassen über dem nahen Kontinent, sodass die herangeführte Luft aus NO auf den Bergen zwar eine empfindlichen Termperaturrückgang bewirkt, für Dauerfrost im Flachland dürfte es aber nicht reichen. Außerdem fehlt es an Feuchtigkeit, sodass nur leichter NS zu erwarten ist. 

Ab Mitte kommender Woche wird nach GFS der Atlantikkeil in seinem Ostteil abgeschwächt, seine Achse dreht sich im Uhrzeigersinn und  bekommt in weiterer Folge eine zonale Ausrichtung. Ob sich dabei in den Ostalpen wieder Hochdruckeinfluss durchsetzt oder die Frontalzone mit Fronten aus NW eher für zyklonales nasskaltes Wetter (Berglandwinter) sorgt, werden die kommenden Tage zeigen:

 

Die Ensemblerechnungen von GFS für den Gitterpunkt „Oberes Triesstingtal“  lasse kein nachhaltiges Winterwetter bis in die Niederungen erkennen. Die Temperaturen dürften sich aber auf  deutlich niedrigerem Niveau als bisher – der Jahreszeit entsprechend oder nur knapp darüber – in der letzten Jännerdekade einpendeln:

 

Die Berechnungen für die nordatlantische und arktische Oszillation, die  aktuell im oberen positiven Bereich liegen, sinken bis Ende des Monats kontinuierlich in den neutralen Bereich. Dies deute ich als Indikator für eine deutliche Abschwächung der zonalen Zirkulation und Schwächung des PW. Winterwetter lässt sich daraus natürlich noch keines ableiten, aber die Wahrscheinlichkeit steigt. 

6 Gedanken zu „Halbzeit des meteorologischen Winters (Rückblick und Ausblick)“

  1. Danke für die ausführliche Antwort. Hätte nicht gedacht, dass die Niederschlagskühlung die Schneefallgrenze deutlich absenken kann. Weißt du wie sich der Temperaturgradient dadurch verändern kann? Insofern ist das Gesäuse wohl tatsächlich begünstigt (wobei es über Admont zum Ennstal hin ja schon offen ist). Der Festkogel am Dienstag war ein Frühlingsfest im „Hochwinter“, Lugauer tagsdrauf ebenso 🙂

    1. Wenn das umgebende Luftvolumen gering genug ist (enges Tal), keine Durchmischung erfolgt und der NS intensiv ist, können über mehrere hundert Hm isotherme Verhältnisse (gleichbleibende Temperatur) entstehen.

  2. Hallo Franz,
    gestern am 14.Jänner gab es 30Km südöstl. von Wien am Morgen gefrorenen Schneegriesel, die Strassen waren spiegelglatt und Autos, Zäune und Gegenstände im freien mit einer gefrorenen Grieselschicht überzogen. In den Medien stand nichts, noch gab es eine Warnung vom Wetterdienst, in Wien hat niemand was bemerkt. Das Zeug hielt sich bis kurz vor Mittag. Ich kam zu Fuß nicht voran und musste das vom Einkaufen umkehren. Ansonsten den ganzen Tag um die Null Grad und 8/8 Stratus ohne Konturen.
    Gruss von Anette

    1. Servus Anette,
      ich will jetzt die die Wetterdienste nicht in Schutz nehmen, aber vielleicht war es eine Art Industrieschnee? Vielleicht von der Raffinerie oder es gibt es dort ein größeres Werk, das entsprechende Abwärme produziert.
      LG, Franz

  3. Hallo Franz, im Xeis und in den Haller Mauern lag die Schneefallgrenze niederer als überall sonst wo ich in letzter Zeit war. Skitouren vom Buchauer Sattel und von Johnsbach gehen tadellos. Am Sonntag war ich sogar von Gsatterboden (knapp 600m) am Tamischbachturm, dank gefrorenem Harsch (10cm) vom Tal weg ohne Skitragen! Vielleicht hast du meine Berichte eh schon gesehen. Einer zum Festkogel folgt heute… Meine Frage: Warum war in diesem Gebiet die Schneefallgrenze niedriger? Kann das mit Kaltluftseen zu tun haben durch die die Schneefallgrenze kleinräumig gesenkt wird oder eher damit, wo genau eine Kaltfront wann eintrifft (Tag-Nacht)?

    1. Servus Reinhard,
      natürlich kann es in Kaltluftseen, wenn sie bis an die Schneefallgrenze der darüberliegenden durchmischten Luftmasse reichen, bis runter schneien. Dies passiert oft im Witner, wenn eine Warmfront auf die bodennahe Kaltluft aufgleitet und nicht durchmischt.
      Es kann aber auch am Zusammenwirken der NS-Kühlung mit der Topographie liegen. Auch wenn die 0°-Grenze z.B. bei 1200mm liegt, kann es in windgeschützten engen Alpentälern weit runter schneien. Warum?
      Beim Schmelzvorgang (Übergang vom festen in den flüssigen Aggregatszustand) wird der umgebenden Luft Energie entzogen. Im gut durchmischten Alpenvorland und in weiten Tälern mit großem Luftvolumen bleibt es bei einem durchschnittlichen Temperaturgradienten von ca. 0,6°, die Schneefallgrenze liegt dann knapp unter 1000m. In engen Tälern, wie z.B. dem Gesäuse, ist weniger Umgebungsluft vorhanden. Ist die Luftmasse im Tal nicht durchmischt, was auf enge Alpentäler oft zutrifft, und die Schneefallintensität stark genug, hat die entzogene Energie aus der begrenzten Umgebungsluft eine kühlend Wirkung (Niederschlagskühlung), die sich mit dem Schneefall nach unten fortpflanzt und isotherme Verhältnissen mit Absinken der Schneefallgrenze bis ins Tal bewirkt.
      Oft zu beobachten ist dies bei relativ höhenmilden Südstaulagen mit einer 0°-Grenze über 1500m, wobei die NS-Kühlung die Schneefallgrenze ins Lesachtal oder Lienzer Becken sinken lässt.
      LG, Franz

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