„Hitzeglocken“ über der NH sorgen für Temperaturrekorde

Nicht nur die Temperaturen der Ozeane sind auf Rekordniveau, auch im Mittelmeerraum, in Teilen Nordamerikas und in China sorgen ungewöhnliche Hitzewellen für Temperaturrekorde.

Im Death Valley könnte unter Umständen der weltweit gemessene Allzeitrekord von 134 Grad Fahrenheit (56,7 Grad, 10.07.1913) fallen.
Im NW China´s wurde am vergangenen So mit 52,2°C ein Hitzerekord verzeichnet.

Edit 21.07.2023: Neuer Wärmerekord am Sonnblick mit 15,7°C!

 

Auch wenn es nach wie vor Leugner der anthropogen verursachten und  rasant fortschreitenden Erderhitzung gibt (Politiker, Lobbyisten der fossilen Energiewirtschaft, Verschwörungstheoretiker ….), steigt durch solche Entwicklungen, begleitet von Extremwetterereignissen (Dürren, Waldbrände, Hochwasser, Probleme für Stromnetze …), der globale Leidensdruck.  Studien, die bereits vor drei Jahrzehnten diese dramatische Entwicklung vorhergesagt haben und  auch noch vor 10 Jahren kontrovers diskutiert wurden (z. B. Hockeyschlägerdiagramm), finden in der Realität traurige Bestätigung.
Politische Gespräche über mögliche Maßnahmen zum Einbremsen der rasant fortschreitenden Erderhitzung finden derzeit zwischen den weltweit größten Emittenten von Treibhausgasen statt. Auch wenn zeitnah global drastische Maßnahmen zur Eindämmung der globalen Erwärmung umgesetzt werden, wird sich die „Bremsspur“ bis der Temperaturanstieg gestoppt ist über mehrere Generationen ziehen.

Die weltweite Durchschnittstemperatur liegt seit Anfang Juli erstmals und durchgehend über 17°C seit 1979:

 

Quelle: Climate Reanalyzer

 

Die Halbzeitbilanz dieses Sommers weist nach dem Klimamonitoring von Geosphere (ehemals ZAMG) für Österreich eine positive Temperaturabweichung von 3 K (bezogen auf den alten Klimareferenzzeitraum 1961-1990)  beziehungsweise 1,5 K (bezogen auf die „Klimaneuzeit“ 1991-2020) auf.

Ich möchte mir die Auswirkungen im Alpenraum nicht vorstellen, wenn sich das Subtropenhoch wie von den Klimamodellen simuliert in den nächsten Jahren im Sommer weiter nach N ausdehnt. 

Einen Vorgeschmack erleben wir aktuell im Mittelmeerraum. Ein ausgeprägtes, blockierendes stationäres Hochdruckgebiet im Geopotentialfeld hat sich von der Sahara in den Mittelmeerraum ausgedehnt und sorgt mit einem korrespondierenden Bodenhoch für extreme Hitze. In dem ausgedehnten Hoch, das einer Hitzeglocke gleicht, dominieren Absinkvorgänge. Die  heiße trockene Luftmasse ist gefangen, stabil geschichtet und weist einen trockenadiabatischen Temperaturgradienten (1K/100m)auf. Bei Temperaturen zwischen -6°C und -10°C in ca. 5000m, kann sich jeder die zu erwartende Temperatur auf dem Meeresniveau ausrechnen.  Regional dürften daher in den kommenden Tagen in Südeuropa einige bestehende Temperaturrekorde eingestellt oder sogar gebrochen werden.

Eine umfangreiche Analyse findest du bei severe-weather.eu

Das Ende dieser extremen Hitze im Mittelmeerraum und Abkühlung im Alpenraum kündigt sich für kommende Woche an.

5 Gedanken zu „„Hitzeglocken“ über der NH sorgen für Temperaturrekorde“

  1. Lieber Herr Zeiler!

    Seit vielen Jahren lese ich Ihren blog und nun möchte ich die Gelegenheit nutzen um mich zu bedanken. Die Qualität Ihrer Analysen, Prognosen und die Aufbereitung ist unerreicht zumindest für die Gegend die Sie behandeln.

    Sie schaffen es stets, ein kompliziertes System für Laien verständlich zu erklären und dennoch die Komplexität zu erhalten. Speziell für Bergenthusiasten hat sich das als Wetterinformationsportal der ersten Wahl entwickelt.

    Da Sie hier von Treibhausgasen sprechen, und ich mich in letzter Zeit damit beschäftigt habe, möchte ich Sie in folgender Sache um Ihre Einschätzung bitten:

    Studien zufolge sinkt der Treibhauseffekt in seiner Gesamtheit seit etwa 40 Jahren, obwohl die Treibhausgasemissionen steigen:

    2000-2020: https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rspa.2022.0053

    1985-1999: https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1029/2002GL016128

    Hauptsächlich wird das auf veränderte Wolkenbildungen geschoben, die angeblich mehr Einfluss auf den Treibhauseffekt haben sollen als die Treibhausgase (2. Studie unter Analyse Punkt 11).

    Seit den 1980ern nimmt die Bewölkung gesamtheitlich um 3% ab, wobei dies hauptsächlich in der nördlichen Hemisphäre passiert. Dies hat Einfluss auf die oberflächennahe Solarstrahlung:

    https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/2017JD027418

    Das deckt sich auch mit langjährigen Zeitreihen der jährlichen Sonnenscheindauer, die seit den 1980ern analog zu den Temperaturen im Steigen ist (Beispiel Deutschland, Seite 6: https://www.bmdv-expertennetzwerk.bund.de/DE/Publikationen/Pressemitteilungen/DWD_Baer_Kaspar_2021.pdf;jsessionid=89788D062310FB8C8C849F813443481B.live21304?__blob=publicationFile&v=2 ).

    Das treibt wiederum die Gletscherschmelze an:

    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28782014/

    Nun hat auch der Physiknobelpreisträger von 2022 John Clauser ein eigenes Klimamodell entwickelt, weil er meint, die Entwicklung der Bewölkung werde zu wenig berücksichtigt bei den üblichen Modellen, und der Einfluss von anthropogenen Emissionen überschätzt.

    Meine Frage an Sie wäre jetzt, wie schätzen Sie die Auswirkungen der Veränderung in der globalen Bewölkung ein und wie wirken Emissionen, speziell CO2, auf die Klimaerwärmung noch anders ein als über den Treibhauseffekt?

    Herzlichen Dank im Voraus für das Teilen Ihrer Einschätzung!

    1. Lieber Hr. Salber,

      danke für die Anerkennung und ihren Beitrag.

      Wolken haben einen starken Einfluss auf die Energieflüsse in der Atmosphäre und damit auf das Klima. Sie beeinflussen die Sonneneinstrahlung (Erwärmung der Erdoberfläche) und die Infrarotrückstrahlung in den Weltraum (Abkühlung).
      Ändert sich das Klima, ändern sich die Wolkenprozesse mit weiteren Auswirkungen auf das Klima (Wolken-Klimarückkopplung).
      Tiefe und in geringerem Maße auch mittelhohe Wolken haben einen Nettokühlungseffekt, da sie Sonneneinstrahlung reflektieren und die Infrarotrückstrahlung kaum behindern.
      Hohe Wolken wiederum verstärken die Erwärmung, da sie die Infrarotrückstrahlung stark reduzieren. Insbesondere gilt dies für dünne hohe Wolken, die die Sonneneinstrahlung weitgehend ungehindert durchlassen. Eine Verlagerung von hohen Wolken nach oben wirkt zusätzlich blockierend für die Infrrotrückstrahlung. Lt. Deutschem Klimakonsortium gibt es Belege für eine derartige Verlagerung in einem wärmeren Klima und damit einer Verstärkung der globalen Erwärmung durch diese Veränderung bei den Wolken.

      CO2 ist der größte Hebel bei den Treibhausgasen in der Troposphäre. Die anthropogen verursachte Zunahme verstärkt den Treibhauseffekt und damit die Erderhitzung. Mit der Erwärmung dehnt sich die Troposphäre aus.
      In der Stratosphäre hat die CO2 Zunahme einen umgekehrten Effekt. Sie führt zu Abkühlung, zieht sich zusammen und gleichzeitig nimmt die Ausdünnung der Ozonschicht zu. Inwieweit dies in Zukunft Auswirkungen auf das Klima hat, lässt sich noch nicht noch nicht sagen, da diese Erkenntnis noch sehr jung ist.

      LG, Franz

      1. Lieber Herr Zeiler,

        vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort!

        Das führt mich gleich zur nächsten Frage:

        Womit erklären Sie sich, dass die globale Temperatur von ca 1900-1940 fast gleich rasant anstieg wie von 1980 bis heute, aber zwischen 1940 und 1980 wieder leicht rückläufig war, während die CO2-Emissionen um ein Vielfaches angestiegen sind?

        Vielleicht ein Verzögerungseffekt, global dimming durch Emissionen, verstärkter Vulkanismus oder alles zusammen? Aber was hatte dann die Erwärmung von 1900-1940 getrieben?

        Könnte es sein dass sich die Wolkenprozesse trotz starker Erwärmung Mitte des 20. Jahrhunderts wieder umkehrten, da die Sonnenscheindauer analog zur Temperatur auch wieder sank bis ca 1980?

        Studien zufolge dürften auch Veränderungen im Erdmagnetfeld eine nicht zu unterschätzende Rolle bei Klimaveränderungen spielen und letztendlich auch indirekt die Bewölkung beeinflussen, wenn ich das richtig interpretiere:

        https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0012821X06007667

        https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6237378/

        https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/2016JD024890

        Es zeigt sich auch eine auffällige Korrelation zwischen der Geschwindigkeit der Bewegung des magnetischen Nordpols mit den Klimaschwankungen.

        Ich hoffe, ich habe es mit Fragen nun nicht übertrieben und danke Ihnen für Ihre wertvolle Zeit!

        LG,
        Harald

        1. Lieber Hr.Salber,

          seit Beginn der Industrialisierung ist die globale Mitteltemperatur kontinuierlich gestiegen. Die „Delle“ in den Jahrzehnten vor den 80-iger Jahren ist der zunehmenden Luftverschmutzung (Smog, Aerosole), die mindernd auf die Solareinstrahlung wirkte, zurückzuführen. In den 70-iger Jahren tauchte in den „Populärmedien“ sogar das Hirngespinst einer drohenden Eiszeit auf, während die Mehrheit der Wissenschaftler bereits vor der drohenden Erderwärmung warnten. Mit den erfolgreichen Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung setzte sich der globale Temperaturanstieg wieder unvermindert fort.

          Inwieweit Veränderungen im Erdmagnetfeld den Klimawandel beeinflussen, kann ich nicht beurteilen. Ich denke aber, dass allfällige Einflüsse von den anderen, wissenschaftlich belegten Einflüssen überlagert werden und nicht ins Gewicht fallen?

          LG, Franz

          1. Lieber Herr Zeiler,

            auch wenn ich ungern monokausal denke, bin ich auch der Meinung dass die Luftverschmutzung in den Nachkriegsjahrzehnten wesentlichen Anteil daran hatte. Es gibt ja auch das Phänomen des „global brightening“, welches nach Maßnahmen im Kampf gegen die Luftverschmutzung ab den 1980er angeblich schließlich wieder gegenteilig wirkte.

            Paradoxerweise ist scheinbar ausgerechnet auch die Reduktion von Emissionen ein Mitgrund für die Erwärmung seitdem, weil wegen niedriger gewordenen Aerosolkonzentrationen sich die Sonneneinstrahlung verstärkte:

            https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/2020GL092216

            Natürlich ist das dennoch ausschließlich positiv zu sehen, alle profitieren von sauberer Luft.

            Wie größere Veränderungen des Erdmagnetfeldes auf das Klima wirken, konnte man zb mit der Rekonstruktion des Laschamps-Ereignisses nachweisen:

            https://science.orf.at/stories/3204871/

            Kurz: Mit der Abschwächung des Erdmagnetfeldes nimmt das „Schutzschild“ vor kosmischer Strahlung ab und die Ozonschicht schrumpft.

            Statistisch ist eine erneute Polumkehr mehr als überfällig, und alle Anzeichen deuten auch darauf hin. Der magnetische Nordpol hat sich bis zu den 1990er mit etwa 10-15km pro Jahr bewegt, um sich seitdem auf bis zu über 50km jährlich zu beschleunigen:

            https://www.focus.de/wissen/natur/nordpol-wird-suedpol-magnetfeld-der-erde-aendert-sich-rasant-das-sind-die-folgen-der-pol-umkehr_id_12210316.html

            Ein sich abschwächendes Erdmagnetfeld wirkt sogar direkt auf den CO2-Gehalt der Atmosphäre, weil Meerwasser weniger CO2 aufnehmen kann als bei einem starken Magnetfeld:

            https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1029/2008GL034288

            Dieser Effekt ist im Vergleich zu Emissionen jedoch sehr gering und eine potentielle nächste Polumkehr ist ein Prozess von zumindest einigen hundert Jahren, weswegen die aktuelle Erwärmung wohl nur zu einem sehr kleinen Teil darauf zurückgeführt werden kann.

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