Juni mit Rekordpotential bei Temperaturüberschuss und Niederschlagsdefizit

Nach dem unterkühlten Mai mit einer negativen Temperaturabweichung vom 2,8 K von der klimatologischen Mitteltemperatur (1981-2010) bezogen auf das österreichische Flächenmittel, schlägt das Pendel im Juni in die andere Richtung aus.

Aktuell liegt der Juni 2019 mehr als  4,5 K über dem langjährigen Mittel:

 

Quelle: Klimathothek der ZAMG

 

Verantwortlich für diese enorme positive Temperaturabweichung ist die stationäre Lage einer Rossbywelle vom Nordatlantik bis ME. Die gemittelte Geopotentialkarte  für den bisherigen Juni – ähnlich sieht es im Bodendruckfeld aus – zeigt ein zum atlantischen  Trog gehörenden Tief westlich von GB  und vorderseitig den korrespondierenden Wellenberg, der gleichzeitig die WLA (Warmluftadvektionh) mit einer großräumigen SW- bis S-Strömung aus subtropischen Breiten markiert:

Quelle: NOAA

 

Die Karte mit der Geopotentialanomalie zeigt die starke zyklonale Abweichung am Nordatlantik und im östlichen Mittelmeerraum. Dazwischen erstreckt sich  vom Ostalpenraum und Skandinavien bis Grönland (links außerhalb des Bildes) eine Zone mit Geopotentialüberschuss, in der es auch deutlich zum warm ist. Durch den hohen Temperaturüberschuss wird derzeit über Grönland eine ungewöhnlich starke Gletscherschmelze verzeichnet: 

 

Rückblickend wurde der wärmste Juni der Messgeschichte im Jahr 2003 mit einer positiven Temperaturabweichung von 4,3 K registriert,
Die kommenden Tage bis inkl. Wochenende verlaufen weiterhin (hoch-)sommerlich warm und in der labilen Subtropikluft gewitteranfällig. Heute Mi und morgen zu Fronleichnam sind Tmax über 30 °C zu erwarten, die Temperatur geht ab Fr bei erhöhtem zyklonalem Einfluss etwas zurück, bleibt aber auf sommerlichen Niveau.
Nächste Woche kündigt sich ein neuerlicher Saharaluftvorstoß über die Alpen bis zur Nordsee an. Diesmal erfolgt nach den letzten Modellrechnungen die WLA weiter im W, sodass vor allem Westösterreich betroffen wäre. Im O könnte eine nördliche Strömung mit gemäßigter Warmluft die Hitze entschärfen:

 

Zusammenfassend lässt sich sagen:

auch in der dritten Junidekade zeichnet sich kein Temperatureinbruch, der den  Temperaturüberschuss  gravierend nach unten korrigiert, ab.
Ein „Stockerlplatz“ ist dem Juni 2019 in der Temperaturstatistik seit Beginn der Messgeschichte sicher.
Erst knapp vorm Monatswechsel könnte mit einer Drehung der Strömung auf NW frischere Atlantikluft ins Spiel kommen, dies ist aber noch zu weit in der Ferne und daher nicht belastbar vorhersagbar.

Das Ausbleiben von flächendeckendem NS hat bisher in vielen Teilen zu einem enormen Trockenheit geführt:

 

Im österreichischen Flächenmittel sind erst 20% des durchschnittlichen Monats-NS gefallen. Die überdurchschnittlichen Mainiederschläge sind aufgebraucht. Viele Gebiete sind im Juni bis jetzt gänzlich NS-frei geblieben; an meiner Messstelle in Thenneberg waren es gerade mal 0,4mm (!):

 

Auch bis Ende des Monats erwarte ich NS nur durch Gewitter, die immer einen eng begrenzten Bereich betreffen und oft von schadbringenden Starkregen und Hagel begleitet sind. In vielen Gebieten wird sich die Trockenheit fortsetzen. 

 

Entscheidend für den weiteren Verlauf des Sommers wird die Wetterlage sein, die sich im Siebenschläferzeitraum zw. Ende Juni und der ersten Julidekade einstellt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit, und das bestätigte sich auch in den letzten Jahren, unterliegt sie einer hohen Erhaltungsneigung.
Die spannende Weichenstellung ist bereits im Gange. Mehr dazu demnächst.

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