Warmfront-Kaltfront-Zwischenhoch-Troglage

Der Beitragstitel beschreibt in Kurzform die wechselhafte Abfolge des Wettercharakters bis zum Wochenende.

Heute Mi quert das Wolkenband einer zu einem Tief über der Nordsee gehörenden Warmfront. Das soeben aufgenommene Beitragsbild zeigt die aufziehende Warmfrontbewölkung bei Sonnenaufgang im oberen Triestingtal. Niederschläge entlang der Alpennordseite bleiben unergiebig.  Am Nachmittag vor dem Eintreffen der nachfolgenden Kaltfront kommt es zu kurzen Auflockerungen.
In der kommenden Nacht und morgen Do quert die Kaltfront von West nach Ost mit sinkender Schneefallgrenze bis in höhere Tallagen. Eine Randtiefentwicklung über der oberen Adria lässt auch im Süden die Niederschlagstätigkeit aufleben, ehe im Laufe des morgigen Nachmittags der Nordföhn dort für rasche  Abtrocknung sorgt.
Der Fr steht  Zeichen eines schwachen Zwischenhochs: Wolken, etwas Sonne und weitgehend trocken.
Nass wird es dann am Sa! Mit vorübergehender Drehung der Strömung auf SW sind vor allem im Süden große Niederschlagsmengen zu erwarten. Die Schneefallgrenze dürfte trotz hoher Nullgradgrenze  aufgrund der hohen Niederschlagsintensität bei isothermen Verhältnissen bis in Tallagen sinken.
Bis zu 1m Neuschnee in den Staulagen der südlichen Kalkalpen (Lienzer Dolomiten, Karnische Alpen, Karawanken) sind nach derzeitigen Berechnungen der Modelle möglich.
Ab So langsame Wetterberuhigung,  bodennahe Abflachung des Druckgradienten, aber weiterhin Höhentrogeinfluss.

Synoptische Analyse:

Das Satellitenbild der ZAMG zeigtden Wolkenschirm der Warmfront über der Osthälfte Österreichs. Die geflockte Bewölkung am Atlantik veranschaulicht einen Kaltluftvorstoß an der Rückseite des Atlantiktiefs, das sich heute zur Nordsee verlagert:

03.03.2016.sat

 

Die zum Nordseetief gehörende Kaltfront erreicht den Westen Österreichs in den Abendstunden und lenkt an seiner Rückseite einen Schwall subpolarer Luftmassen über die Alpen, wodurch sich ein Randtief über der Adria ausbildet. Die Folge sind Niederschläge beidseits der Alpen:

02.03.2016.gfs-0-24

 

Das Tief, das am Wochenede im Ostalpenraum wetterbestimmend wird, befindet sich in obiger Karte bereits zwischen Südgrönland und Island. An der Nordostflanke des Azorenhochs nimmt es Kurs auf Zentraleuropa.
Am Fr erreicht es die Nordsee. Durch die zonal ausgerichtete Achslage des Tiefs dreht die Strömung vorübergehend zurück auf WSW. Es folgt eine kurzer Wetterberuhigung im Ostalpenraum.
Ein nach Norden ausgerichteter Azorenkeil bewirkt an seiner Ostflanke gleichzeitig eine Drehung der Strömung auf Nord, die in weiterer Folge feuchtkalte Luftmassen über Westeuropa nach Süden lenkt:

02.03.2016.gfs-0-60

 

Die Folge dieser Entwicklung ist eine Austrogung des Tiefdruckkomplexes über den gesamten Alpenraum bis in den westlichen und zentralen Mittelmeerraum.  Damit verbunden sind verbreitete Niederschläge, die vor allem im Südstau sehr intensiv ausfallen dürften.
An der Trogvorderseite wird dabei subtropische Warmluft nach Norden auf den russischen Kontinent gesteuert und das Kontinentalhoch gestützt.

02.03.2016.gfsnh-0-90

 

Exemplarisch das zum aktuellen GFS-Modelllauf gehörende Meteogram für einen Gitterpunkt „Karnische Alpen“:

02.03.2016.karnische

 

Die berechnenten Gesamtniederschläge bis kommenden So in der Früh:

02.03.2016.ns.gesamt

 

Wie geht es weiter?
Der Höhentrog über großen Teilen West- und Mitteleuropas bleibt zwischen den zwei Hochdruckgebieten im Bereich der Azoren und über dem russischen Kontinent „eingesperrt“.  Bodennah beginnt der Luftdruck langsam zu steigen, der mit Kaltluft gefüllte Höhentrog lässt aber bis Mitte kommeder Woche keine durchgreifende  Wetterbesserung zu.  Bei abklingenden Niederschlägen werden Wolken und spätwinterliche Temperaturen dominieren:

02.03.2016.gfsnh-0-180

Ein Update mit langfristigem Ausblick folgt demnächst.

Synoptikerfahrene Mitleser werden vielleicht beim Blick auf Grönland und das Azorenhoch in der letzten Karte erahnen, wohin die Reise gehen könnte   😉

3 Gedanken zu „Warmfront-Kaltfront-Zwischenhoch-Troglage“

  1. Dann hätten wir im Alpenraum in der zweiten Märzdekade wieder das Azoren am Hals… antizyklisch subtropische Lage. Liebe Grüße

    1. Servus Haimo,

      gut mitgedacht 🙂
      Noch ist das Ganze aber im spekulativen Bereich. Die Modelle tun sich im Übergangsmonat März ab Ende des Mittefristzeitraumes erfahrungsgemäß immer schwer. Da gibt es große Änderungen bei den Outputs von Lauf zu Lauf. Die Gefahr, dass die Zirkulation wieder zu diesem Muster zurückkehrt, würde mich aber nicht überraschen. Diese Erhaltungsneigung hat Systematik. Siehe auch:
      http://www.wettereck-triestingtal.at/2016/02/25/negative-temperaturabweichung-im-nordatlantik/

      Im Moment bahnt sich für das kommende Wochenende gerade ein verspätetes Major Warming in der Stratosphäre an. Im Gegensatz zu Anfang Feber diesmal ein echtes, da auch die erforderliche Zonalwindumkehr in 10hPa (32km) erfolgt. Für eine hochwinterliche Wetterlage zwar viel zu spät, aber ich rechne bald mit Auswirkungen auf die Troposphäre.

      LG, Franz

      1. Servus Franz,
        es bleibt echt spannend, ich bin neugierig wie es ab dem 11. – 12. März dann weitergeht, vor allem was das Azorenhoch betrifft. Hoffe auf eine Westpulsation des Azorenhochs nach dem nächsten Wochenende, damit der Weg frei wird für Kaltluft aus Nordeuropa… und dass dann der restliche März im Gebirge einigermaßen winterlich bleibt… Jedenfalls seit Februar gab’s auch hier an der Alpensüdseite reichlich Niederschlag und auch gestern, Samstag 5. März, wieder ergiebige Niederschläge. Die Schneelage kann sich oberhalb 1500 m mittlerweile hier in Südtirol sehen lassen. Wenn ich an den staubtrockenen und warmen November und Dezember zurück denke, hat sich niederschlagsmäßig doch wieder vieles ausgeglichen…. hätt mir nicht gedacht, dass es noch so gut wird. Ich konnte seit Ende Jänner bis gestern noch einige Schneewanderungen im Gebirge genießen…
        Liebe Grüße
        Haimo

        P. S.: es funktioniert jetzt wieder bestens mit dem Kommentare schreiben.

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